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Donnerstag, 20. Dezember 2012

Einschreibung

Anfang Dezember 2012:


Nach einem Monat des Wartens kam dann wieder eine Phase der Arbeit auf mich zu. Vor allem war die Frist bis 28.12. relativ kurz, da ich den Weihnachtstrubel in Deutschland mitbeachten musste.
Sicherheitshalber setzte ich mir selbst daher die Frist auf den 15.12. zum Bezahlen der Immatrikulationsgebühr und Versenden der notwendigen Dokumente.

Diese Dokumente stellten sich als ähnlich schwierig wie die Bewerbungsunterlagen heraus.
Natürlich musste man wieder Fotos mitschicken, logischerweise auch noch in zwei für Deutschland unüblichen Formaten. Zweimal 4x3 cm und einmal 4,5x3 cm, glücklicherweise hatte ich noch zwei 4x3 cm Fotos von der Bewerbung übrig. Wahrscheinlich kommt es daher, dass Japaner traditionell total gerne Fotos machen, es hat ja schon jeder beobachtet wie fotosüchtige Japaner durch deutsche Städte laufen und einfach alles fotografieren, was ihnen vor die Nase kommt. ;-)

Diesmal war die zentrale Aufgabe das "Certificate of Eligibility" (selten hab ich ein Wort mit so vielen "i"s gesehen ;D) auszufüllen. Dafür musste man dann noch einen Guarantor finden, um die Finanzierung zu gewährleisten. Für diesen Posten habe ich meinen Vater gewinnen können, was bedeutet, dass ich neben einer Unterschrift auch diverse persönliche Daten von ihm gebraucht habe. Unter anderem auch eine Schätzung des Jahresgehalts - da wollen die Japaner offenbar sicher gehen, dass der Guarantor auch wirklich für die Kosten aufkommen kann.

Außerdem musste ich mir dadurch auch schon zu diesem Zeitpunkt Gedanken um meine Einreise machen. Also habe ich sicherheitshalber den 25.3.2013 als Einreisedatum genommen, damit ich mit etwas Glück vorher noch Tokyo erkunden könnte. Zusätzlich muss man auch da schon abklären an welchem Konsulat man das Visum beantragen möchte.

Für die Universität musste man nur relativ langweilige Dokumente ausfüllen, da musste man viele Blätter einfach nur unterschreiben. Etwas irritiert war ich über das Ergebnis meines letzten Tuberculin-tests und meiner Sehstärke. Da ich noch nie einen solchen Test hab machen lassen und ich auf Anhieb meine Sehstärke nicht sagen konnte, ließ ich die Felder einfach frei.

Allgemein fand ich es in dieser Phase ungemein hilfreich mich mit vielen Fragen an die freundlichen Mitarbeiter der Uni wenden zu können. Das hat mir definitiv sehr viel Motivation und Sicherheit gegeben.

Obwohl die originalen Dokumente mich erst am 12.12. erreicht haben, konnte ich dank guter Vorbereitungen wie geplant alles zum 15.12. fertig machen.

Ziemlich aufgeregt brachte ich den Umschlag zur Post, zwar war ich noch nicht am Ziel angekommen aber aus meiner vagen Idee war ein tatsächlicher Weg nach Japan geworden.


Dienstag, 18. Dezember 2012

Die Zeit der Entscheidung

November 2012

Langsam wurde mir klar, dass ich den Studienplatz wohl bekommen würde. Also musste ich mich nur noch entscheiden, ob ich diese Chance am Schopfe packen möchte oder doch lieber nach einer Universität in Deutschland Ausschau halten würde.

Also begann ich möglichst viele Leute nach ihrer Meinung zu fragen und sammelte so eine sehr lange pro/contra-Liste.

Pro: JAPAN!!!, landschaftlich schön, moderne Uni, internationaler Flair, gute Forschungsgruppe für medizinische Informatik, großes Kursangebot auf Englisch, niedrige Studiengebühren (im Vergleich zum anglikanischen Sprachraum), gute Auslandserfahrung, kleiner Kurs (gute Betreuung), perfekte Voraussetzungen (aktuell: Zimmer noch bis April in Oldenburg, Praktikum bis Ende März, kaum Möbel im eigenen Besitz)

Contra: Fukushima (evtl leicht erhöhte Strahlung), in der Pampa, 2 Jahre wirklich weit weg von der Heimat, Sprachbarriere (zumindest am Anfang), teuer (hohe Studiengebühren im Vergleich zu Deutschland, hohe Lebenshaltungskosten), Trennung von meinem Freund unausweichlich

Da die pro/contra-Liste nahezu gleich groß war, war eine einfache Entscheidung unmöglich. Also grübelte ich und grübelte ich.

Schließlich bekam ich den Tipp einfach mal am Tag, an dem die Ergebnisse der Aufnahmeprüfung verkündet wurden, auf mein Bauchgefühl zu hören.

Am 26. November wurde schließlich das Ergebnis auf der Internetseite der University of Aizu verkündet. Da ich kaum schlafen konnte, saß ich also nachts um 3 völlig übermüdet am Computer und stellte zu meiner großen Erleichterung fest, dass ich bestanden hatte.

An diesem Tag beschloss ich, dass ich das Wagnis eingehen werde. Frei nach dem Motto "No risk no fun!"

Am nächsten Tag kam dann auch noch eine Email der Universität mit einem Berg an Dokumenten, die alle für die Einschreibung notwendig waren und bis 28.12. an die Uni geschickt werden mussten.

Zwar schwankte ich danach noch ein paar Mal aus Furcht vor der Herausforderung aber ich blieb bei meiner Entscheidung.

Japan ich komme! :-)

Montag, 17. Dezember 2012

Bewerbung und andere Qualen

Oktober 2012 - Bewerbung um einen Masterstudienplatz

Nachdem ich mir die University of Aizu in Japan für mein Masterstudium ausgesucht hatte, musste ich recht schnell bis 26. Oktober alle notwendigen Unterlagen zusammen stellen. Als zusätzlicher Stressfaktor erwies sich, dass ich meine Bachelorarbeit zum 23. Oktober abgeben musste, das war eine echte Doppelbelastung!
Für japanische Verhältnisse war dem Umfang an Dokumenten noch relativ human:

Application Form
Ein relativ langweiliges Formular, welches man einfach mit den nötigen Informationen befüllen musste

Address label / Photo ID Card / Exam Admission Card
Diese Formulare waren echt einfach auszufüllen aber dennoch problematisch: Man benötigt nämlich ein Foto in mit einer Höhe von 4 cm und einer Breite von 3 cm. Für Deutschland absolut ungewöhnliche Maße, die man nicht an einem Automaten bekommt.

Certified Transcript
Beglaubigte Zusammenfassung auf Englisch der bisherigen Studienleistungen. Zum Glück konnte ich das unkompliziert von dem Online-Tool meiner Bachelor-Uni ausdrucken.

Research Plan
Etwa einseitige blumige Beschreibung meiner bisherigen Studienleistung und meiner Ziele für die Zukunft. Trotzdem eine Herausforderung, da ist so etwas bisher noch nie verfassen musste. Zum Glück hat mir mein Professor ("research advisor") ein Musterbogen schicken können, das hat wirklich sehr geholfen.

Letter of Recommendation
Empfehlungsschreiben von einem Professor oder Mitarbeiter der Bachelor-Uni in einem versiegelten Umschlag. Das war tatsächlich auch einer der kritischen Punkte, da ich nicht mehr in Greifswald wohnte und ich das nur per Post erhalten konnte.

TOEFL score record
Ich hatte bisher nur in der 10. Klasse mal einen einfachen Englischsprachtest absolviert und danach aus Faulheit nie wieder etwas in die Richtung unternommen. Allerdings war ich im Sommer 2011 in Australien und hatte zum Abschluss meines Aufenthalts an einer Sprachschule einen Test gemacht. Zu meinem Glück erwies sich auch hier mein Research advisor als Rettung, der bei dem dortigen "Prüfungsamt" nachfragte und mein Sprachnachweis als äquivalent anerkannt wurde. Aus Zeitnot wäre das für mich wahrscheinlich sonst das Ausschluss-Kriterium geworden.

Application Fee
Ja, das darf man nicht vergessen. Allein die Bewerbung kann in Japan schon Unmengen an Geld verschlingen - wen es interessiert kann gern auf entsprechenden Seiten nachlesen, was eine Bewerbung um einen Studienplatz in Medizin kostet. Für meinen Studienplatz waren das 30000 Yen (etwas weniger als 300 Euro). Das Geld muss natürlich auch rechtzeitig auf dem Konto der Uni landen und der Überweisungsbeleg den Dokumenten beigefügt sein. Tipp: Geld rechtzeitig überweisen - solche Auslandsüberweisungen können teilweise einige Tage dauern.

Certificate of Expected Graduation
Natürlich muss man auch nachweisen, dass man bis zur Einschreibung auch seinen Bachelor-Abschluss erreicht haben will. Das Certificate sollte idealerweise auf Englisch vom Prüfungsamt der Bachelor-Uni ausgestellt sein. Für mich bedeutete das eine Wartezeit auf ein weiteres Dokument.

Das war es dann zum Glück auch schon, die Bewerbung hielt mich für einige Tage trotzdem echt in Atem und ich konnte es bis zuletzt nicht sicher sagen, ob ich es rechtzeitig schaffen würde.

Die Erleichterung war umso größer als ich die Dokumente alle zusammen per Express-sendung nach Japan geschickt habe (das hat mich nochmal schlappe 60 Euro gekostet).

Insgesamt würde ich sagen, dass die ganze Bewerbung etwa 430 Euro gekostet hat: 300 Euro Gebühr für die Uni, 50 Euro Überweisungsgebühr, 60 Euro für die Express-sendung und 20 Euro für die Fotos beim Fotographen.

Wahl der Universität in Japan

Ende September 2012 - Total über-motiviert begann ich also das Internet nach Universitäten in Japan zu durchkämmen. Bald stand ich kurz davor die ganze Sache aufzugeben - ähnlich wie in Deutschland findet ein Großteil der Kurse an den Universitäten in Japan in der Landessprache statt und man benötigt einen Nachweis von ausreichenden Japanischkenntnissen... mit meinen mangelhaften Sprachfähigkeiten konnte ich die meisten japanischen Internetseiten noch nicht einmal überfliegen.
Ich weiß nicht mehr genau wie ich dann über eine Seite gestolpert bin, auf der man für einzelne Länder Studiengänge in bestimmten Fachbereichen suchen kann. Dort habe ich dann endlich gefunden wonach ich gesucht habe.

The University of Aizu in Aizu-Wakamatsu
Bereits die Webseite hat mich beeindruckt - für japanische Verhältnisse war der englische Inhalt nicht viel kleiner als der japanische. Die Universität ist eine reine Informatik-Unversität mit etwas über 1000 Studenten in der Stadt Aizu-Wakamatsu nördlich von Tokyo. Ich war sofort hin und weg, als ich sah, dass alle Kurse für das Masterprogramm auf Englisch angeboten werden (da 40% der Professoren keine Japaner sind, habe ich Hoffnung darauf, dass das Englisch auch nicht so ein Kauderwelsch sein wird).
Den Höhepunkt meines Glücks erreichte ich, als ich dann noch heraus fand, dass es an der Universität eine Forschungsgruppe für medizinische Informatik und auch entsprechende Vorlesungen gibt. 
Mal ganz ehrlich, so einen Jackpot wünscht sich doch jeder ;-)


Meine Laune wurde dann aber gedämpft als mir klar wurde, dass Aizu-Wakamatsu in der Präfektur Fukushima liegt, nur etwa 100 km von Fukushima Daiichi entfernt.

Trotzdem beschloss in einem Moment des Mutes den leitenden Professor der medizinischen Informatik dort anzuschreiben. Vielleicht wollte ich in dem Moment auch hören, dass ich als Mathematiker eh nicht für einen Studienplatz geeignet bin. Nach einem kurzen Mailwechsel schickte ich ihm meinen Lebenslauf und er war völlig aus dem Häuschen.

Mehr aus Spaß guckte ich dann wann die nächste Deadline für die Bewerbung für einen Platz im Masterprogramm sein würde. Tja und siehe da, es war der 26. Oktober für einen Einstieg im Sommersemester 2013. Das passte perfekt in meinen Plan. Ich hatte sowieso vor zum Sommersemester mein Masterstudium zu beginnen.

Da mir das Profil der Universität und deren Forschungsfelder in der Informatik zusagten, beschloss ich diese Universität auszuwählen.


Am Anfang war die Idee

Auch wenn viele Blogger erst anfangen kurz bevor sie ein Land bereisen, habe ich beschlossen jetzt schon das Reiseblog in Angriff zu nehmen.
Momentan schätze ich die Chancen auf etwa 80%, dass ich im April mein Auslandsstudium in Japan beginnen kann. Aber bevor ich von den aktuellen Entwicklungen erzähle erst einmal einen Abriss davon wie es überhaupt dazu gekommen ist.

9. März 2011 - 2 Tage vor dem großen Touhoku-Erdbeben habe ich mich für meinen ersten Japanischkurs an der Volkshochschule in Greifswald eingeschrieben. Obwohl ich in den folgenden Tagen viel von der problematischen Lage in Japan mitbekommen habe, blieb ich bei dem Entschluss unbedingt Japanisch lernen zu wollen.

2011 bis Sommer 2012 - Mehr schlecht als recht lernte ich halbwegs regelmäßig Japanisch. Schwierigkeiten bereitete mir die hohe Belastung von meinem Studium (Bachelor Biomathematik an der Universität Greifswald) auch insbesondere in der Phase, in der ich meine Bachelorarbeit schrieb. Am meisten hat es mir wohl geholfen regelmäßig Animes auf Japanisch zu gucken - so trainierte ich regelmäßig mein Hörverständnis und meinen Wortschatz.

September 2012 - Umzug nach Oldenburg und neuer Kurs an der Volkshochschule in Oldenburg. Dort bin ich dann in einem ziemlichen Anfänger-Kurs gelandet aber ich war dennoch sehr zufrieden. Im Laufe meiner relativ langen Selbstlern-Phase habe ich festgestellt, dass ich zwar die Grammatik und Schriftzeichen schon auf einem mittelmäßigen Niveau benutzen kann aber mir völlig die wichtigsten Alltagsfähigkeiten und die mündliche Kompetenz fehlen. Da mein Interesse nicht nur auf die Sprache beschränkt ist, sondern auch die Kultur Japans einen großen Reiz auf mich ausübt, besuchte ich einen Kurs für das interkulturelle Verständnis. So ein Kurs ist absolut empfehlenswert - selbst wenn man die Sprache noch nicht spricht und einfach nur sein kulturelles Verständnis erweitern möchte. Wir bekamen dort sogar den japanischen grünen Tee "Matcha" serviert.


Mitte September 2012 - Beflügelt von meinen Erfahrungen im interkulturellen Kurs wollte ich lieber früher als später nach Japan. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich nur eine etwa dreiwöchige Reise nach Japan im März 2013 eingeplant. In dieser Zeit kam mir die Idee einen Teil meines Studiums in Japan zu absolvieren.