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Freitag, 21. Juni 2013

Geburtstagsparty, Aizu Tour und Daycamp

Mitte Juni war mal wieder richtig viel los - vor allem wegen meinem Geburtstag aber auch wegen der Forschung - mein Betreuer hat mir einen echt gewaltigen Berg an Arbeit gegeben.
Trotzdem habe ich es geschafft meine Geburtstagsparty halbwegs gut zu organisieren und viele meiner Freunde einzuladen. Die Mädels von der WG haben für alle Okonomiyaki zubereitet - eine Spezialität, die eigentlich aus Osaka kommt. Das war wie immer mega lecker und auch meinen Gästen hat es sichtlich geschmeckt.

meine Freunde haben für meine Geburtstagsparty Okonomiyaki zubereitet
Aber natürlich durfte die Geburtstagstorte auch nicht fehlen - gebacken von der WG-"Mama" Minami. Die sah nicht nur toll aus sondern hat auch richtig lecker geschmeckt, kaum zu glauben, was sie mit dem winzigen Backofen hier gezaubert hat.
Ich (jaaa... das ist ein Dirndl ;D) mit "Mama", die mir einen mega geilen Kuchen gebacken hat
Samt dem Kuchen haben wir dann noch ein Gruppenfoto von allen gemacht. Ich bin wirklich froh, dass ich nach kurzer Zeit schon so viele wertvolle Freunde gefunden habe.
Alle zusammen (mit Kuchen natürlich) - ich hab echt tolle Freunde in Japan gefunden :-)
Am nächsten Tag habe ich dann wieder Hataka-san getroffen. Ich weiß nicht wer sich erinnert aber ich habe in Tokyo in meiner ersten Woche in Japan in Yanaka eine Gruppe lustiger japanischer Senioren getroffen. Unter anderem Hataka-san, die mir damals ihre Email-Adresse gegeben hat. Da Aizu im Moment relativ populär bei japanischen Touristen ist, hat sie mit einigen Freunden beschlossen nach Aizu-Wakamatsu für ein Wochenende zu kommen. 
Wie man mir dann erklärt hat kennt sich diese Gruppe schon seit 10 Jahren, obwohl sie in unterschiedlichen Teilen von Japan leben und kennen gelernt haben sie sich zufällig in der Schweiz bei einem Urlaub und jetzt gehen sie gemeinsam jedes Jahr auf eine kleine Reise. Total niedlich :-)
Sake Verkostung in Aizu am nächsten Tag und Führung durch eine traditionelle Brauerei
Nachdem ich mich am Bahnhof der Gruppe angeschlossen habe, haben wir eine traditionelle Brauerei besucht und dort eine Verkostung und Führung über das Betriebsgelände bekommen. Irgendwie ist das schon relativ ähnlich zur Bier und Weinherstellung in Deutschland, nur dass es hier noch wesentlich mehr Kleinbetriebe zu geben scheint. Wie übrigens es hier auch noch viel mehr kleine Bauernhöfe zu geben scheint - sehr angenehm wie ich empfinde.
Und nochmal zum schönen Schloss von Aizu
Natürlich mussten wir uns dann auch das Schloss angucken - immerhin ist es das Wahrzeichen von Aizu und der Stolz der japanischen Samurai lebt immernoch in diesen Gemäuern.
Ich war mit einer Gruppe japanischer Rentner unterwegs - die Menschen hier sind echt die besten :-)
Hier nochmal ein Gruppenbild mit Hataka-san in der Mitte und den coolen Samurai-Typen :-) Wir sind dieses Mal dann auch in das Schloss rein gegangen und haben die Ausstellung über die Geschichte der Stadt angeschaut - allerdings ist das schwierig, wenn man die ganzen Kanji nicht lesen kann, weil leider alles komplett nur auf Japanisch ist. Aber zum Glück war ja meine "japanische Omi" da und hat mir einiges erklären können. 
Insgesamt  war das ein echt toller Tag und ich bin jedes Mal wieder total gerührt, wenn ich so viele niedliche kleine Geschenke bekomme und man selbstverständlich alle Eintrittsgelder für mich bezahlt hat. 

Zum Abschluss des Wochenendes ging es dann mit dem Outdoor-club zum Inawashiro see zum Grillen. Der See ist wirklich genial und bei dem Wetter waren wir dann auch gegen Nachmittag schwimmen. Das Wasser dort ist kristallklar - immerhin ist es ein natürlicher Bergsee und angenehm kühl. Die japanischen Mädchen haben sich nicht getraut schwimmen zu gehen - insgesamt scheinen die meisten Japaner auch gar keine Badesachen zu haben.
Tagesausflug an den Inawashiro-See mit dem Outdoor-Club
Das Essen hat wie immer super geschmeckt auch wenn es eine Herausforderung ist sich die Häppchen  mit Stäbchen vom Grill zu nehmen ohne das die Hälfte runter fällt xD Aber zu meiner Beruhigung haben es auch die geübten Japaner nicht alle perfekt hinbekommen.
Japanisch grillen - mit Stäbchen natürlich ;D
Wie immer war ich froh über die Abwechslung von der Forschung. Nach dem Ausflug bin ich dann zurück in mein Büro, um bis tief in die Nacht an meinem Programm zu schrauben. Trotzdem bin ich wirklich glücklich in Japan. 

Dienstag, 11. Juni 2013

Forschungs-Kurztrip nach Fukushima-city

Bevor ich etwas über meinen Kurztrip nach Fukushima-city erzähle hier erstmal noch ein paar Impressionen von Sonntag abend:
Da war ich zur rechten Zeit auf dem Weg zu einem Supermarkt, um diese tollen Eindrücke zu sammeln - da muss ich echt sagen, dass ich echt kein Meer brauche, wenn ich solche tollen Berge, um mich herum habe :-)
mit traditionellem japanischen Haus (und Ampel...)
Montags sollte es dann los gehen nach Fukushima-city für einen Vortrag von meinem Professor, da der Vortrag so spät abends war (die Ärzte haben ja keine Zeit sonst) hat die Uni für mich die Übernachtung im Hotel übernommen (und sonst auch die Reisekosten und so).
Mein Professor und ich sind dann schon Mittags in Aizu aufgebrochen und mit einem Bus direkt bis nach Fukushima-city gefahren - das hat etwa 1,5 Stunden gedauert - obwohl wir über die Autobahn gefahren sind.
Da haben wir dann erstmal im Hotel eingecheckt und haben unsere Sachen aufs Zimmer gebracht. Die Gastuni (Fukushima Medical University) hat da echt ein ganz nettes Hotel für uns ausgesucht.
nettes Zimmer im Hotel
Nach einem kurzen Mittagessen ging es dann weiter, mit einem Stadtbus, zum Universitätskrankenhaus von Fukushima-city. Da wir dann etwa eine Stunde zu früh am Krankenhaus waren, haben wir uns noch ein Getränk im Cafe gegönnt und haben dann unseren Weg zu dem Seminarraum gesucht.
Zwei sehr hilfsbereite Ärzte haben uns dann bis zum Eingang vom Raum gebracht und mein Professor konnte seinen Vortrag rechtzeitig beginnen. Es ging in dem Vortrag nur um seine bisherige Forschung (die sehr vielfältig ist) aber sich in der Regel immer mit Biologie oder Medizin als Anwendung zusammenfassen lässt.
Der Vortrag selbst war aber eher nebensächlich, meine Hauptaufgabe war es einen guten Eindruck zu machen und den Ärzten zu vermitteln, dass wir das Wissen haben deren Probleme zu lösen (zumindest im unserem Forschungsbereich).
Mein Professor hat mit seinem Vortrag aber natürlich die Hauptarbeit geleistet und bei einer Besprechung konnte ich heraushören, dass meine Forschungsgruppe wohl stärker mit den Ärzten von dieser Universität zusammenarbeiten wird.
Aussicht von dem Hotelzimmer aus
Aber noch wichtiger war dann noch das Geschäftsessen nach dem Vortrag - zu dem ich höflicherweise auch mitgenommen wurde - eigentlich ein ziemliches Wagnis. Die Gesellschaft in Japan ist stark hierarchisch geprägt, normalerweise würden Studenten nicht zu so einem wichtigen Essen mitgenommen werden. Als hübsche Ausländerin konnte ich aber gerade noch toleriert werden und so saß ich kurz darauf in einem relativ guten japanischen Sushi-Restaurant mit vier relativ ranghohen Ärzten und meinem Professor.
Es war dann auch eine echte Challenge - immerhin musste man auf Knien sitzen (ich auch noch mit Rock) und relativ schwierige Häppchen mit Stäbchen essen - allerdings konnte ich das nach dem vielen Üben ziemlich gut meistern. Auch hier konnte ich wieder meinen Joker rausholen und mit meinen 4 Sprachen (und vor allem meinem Japanisch) bei den Ärzten punkten.
Ansonsten habe ich mich aufs Essen konzentriert und versucht nur hin und wieder ein paar höfliche Sätze zu dem Gespräch beizutragen. Ich hingegen war im ersten Moment überrascht vom relativ hohen Englisch-Niveau der Ärzte aber im Laufe des Abends habe ich dann mitbekommen, dass viele von ihnen längere Zeit in Amerika gelebt haben.
Während des Essens (das etwa 2 Stunden gedauert hat) gab es Bier und Sake. Man hat uns erzählt, dass wir an dem Abend einen der besten Sake von der ganzen Region probiert haben und ich muss ehrlich sagen, dass ich den Sake in Deutschland nicht so gern mochte. Allerdings ist der Sake in Japan sehr viel klarer im Geschmack und eher süßlich, statt der leichten bitteren Note, die man in Deutschland sonst hat.

Das Essen war dann so gegen 22 Uhr vorbei - die Ärzte wollten schlafen gehen. Ich hab nur einen Abend mit ihnen verbracht und trotzdem ist mir mal wieder klar geworden, dass ich nur ungern mit ihnen tauschen würde, auch wenn ich Medizin und Biologie total spannend finde - aber die Arbeitsbedingungen müssen echt hart sein.
Nach einem kurzen Zwischenstopp im Hotel bin ich mit meinem Professor dann weiter gezogen zu einem relativ rustikalen Restaurant, um da quasi so ein Geburtstags-dinner zu haben. Da wir aber schon vorher recht viel gegessen haben, haben wir nur etwas gebratenes Geflügelfleisch und überbackene Tomaten bestellt. Oh... und eine ganze Flasche supersüßen Rosé. (Am Ende war ich auch echt wieder gut angetrunken nach dem Bier und dem Sake im Restaurant davor.)
Professor Pham und eine angetrunkene Isa ;D
Die Bedienung war typisch Japanisch auch wieder unglaublich freundlich und hat mit Händen und Füßen versucht mit uns zu kommunizieren - das war wirklich super nett.
Am Ende haben wir zum Nachtisch auch noch quasi einen Gruß aus der Küche bekommen:
Ich weiß nicht so genau woher die Bedienung in einem Restaurant in einer anderen Stadt davon weiß, aber meine Universität in Aizu feiert dieses Jahr ihr 20-jähriges Bestehen - und meine Uni ist mit etwa tausend Studenten auch nicht mal wirklich groß. (Essen konnte man bei dem Nachtisch übrigens nur die beiden kleinen, gelben Gelee-Klösschen. )
Man hat uns dann auch noch so eine Art VIP-Karten für das Restaurant gegeben, damit wir das nächste Mal Rabatt bekommen, wenn wir hingehen. (und da eine Zusammenarbeit mit der Fukushima Medical University nicht unwahrscheinlich ist, könnte das tatsächlich auch in nährer Zukunft tatsächlich passieren, dass wir wieder in das Restaurant gehen ;D)
Als wir dann das Restaurant verlassen wollten, kam die Bedienung dann noch mit zum Ausgang und hat uns noch ein letztes kleines Geschenk mitgegeben - ein kleines Schälchen mit Paste für Misosuppe.

Mein Professor hat mir an dem Tag dann auch erzählt, dass sich viele Leute wundern, wieso ein Top-Forscher aus Australien an so eine kleine Uni mitten im Nirgendwo kommt. Aber es sind genau diese Menschen hier in Fukushima - diese unglaubliche Freundlichkeit und Herzlichkeit sobald sie ihre Scheu überwunden haben.

In der Nacht habe ich aber nicht so gut geschlafen - es war relativ heiss (und ich habe etwas Zeit gebraucht mich zu überwinden die Klimaanlage anzumachen aber das Fenster liess sich nicht öffnen) aber am nächsten Morgen war ich trotzdem relativ frisch und ich habe die Gelegenheit genutzt, um ein Bad zu nehmen, weil wir im Wohnheim ja nur Duschen haben.
Freundlicherweise war dann sogar das Frühstück im Hotel von der Uni bezahlt und ich habe mir ein (halbwegs originales) europäisches Frühstück gegönnt. Beim Frühstück habe ich mit meinem Professor dann über die Zukunft gesprochen und er scheint bisher wirklich zufrieden mit meiner Arbeit zu sein.
Eigentlich war mein ganz ursprünglicher Plan ja nur ein Urlaub in Japan gewesen, der wurde dann auf ein Semester in Japan ausgeweitet und mit meiner Bewerbung in Aizu dann auf den kompletten Master. Kaum war ich dann hier wurden meine Pläne dann auf den Master+PhD ausgeweitet.
Jetzt hat mir mein Professor eröffnet, dass ich so lange in seinem Lab bleiben kann, wie ich möchte (also auch als Postdoc und später als Assistenz-Professor). Man muss dazu sagen, dass er das System in Deutschland kennt, wo wissenschaftliche Mitarbeiter in der Regel alle 2 bis 3 Jahre die Uni wechseln müssen. Es ist schon beruhigend zu wissen, dass ich theoretisch so lange bleiben kann wie ich will.
Beim am Abend davor Abendessen hat er er mir auch empfohlen, dass ich doch einen Japaner heiraten soll ;D Mal sehen ...

Nach dem Frühstück bin ich dann mit dem Bus zurück nach Aizu gefahren und mein Professor mit dem Zug weiter nach Tokio zu einem Treffen mit einem anderen strategischen Partner von unserer Forschungsgruppe.

Nomikai - Trinkparty vom Outdoor club

Dieses Woche war hauptsächlich von Arbeit für mein Paper geprägt und ich habe viele abende im Büro verbracht. Am Freitag war ich dann wirklich ziemlich erschöpft und nach meiner letzten Vorlesung für dieses Semester bin ich dann gegen Nachmittag zurück ins Wohnheim gegangen und habe ein kleines Nickerchen gemacht.
Gegen 18 Uhr bin ich dann los zu einer Party vom Outdoor Club. Und diesmal bedeutet Party auch mal eine richtige Fete - nicht nur brav japanisches Essen futtern sondern auch ordentlich trinken. Zu Fuß sind wir dann in Richtung Bahnhof gelaufen und sind da in eine typische Japanische Gaststätte gegangen... da muss man auch am Eingang die Schuhe ausziehen und in einem Schliessfach aufbewahren.
Da wir insgesamt etwa 33 Leute waren, haben wir im Restaurant einen eigenen Raum bekommen, mit diesen niedlichen niedrigen Tischen und den Kisselchen auf dem Boden.
Die Sitzplätze wurden ausgelost (per Essstäbchen mit Nummern drauf.... was würde man auch sonst in Japan machen) und ich war an einem Tisch nur mit Erstsemestern, die ich alle nicht wirklich kannte. Auf den größeren Ausflügen habe ich bisher quasi nur den Kern von etwa 10 Mitgliedern kennen gelernt.
Wie immer hat man mich freundlich ignoriert, bis ich klar machen konnte, dass ich sehr wohl ganze Teile der Gespräche verstehen kann - dann wurde ich auch regelmässig wenigstens etwas in die Gespräche eingebunden.
Die Japaner sind jedes Mal wieder überrascht, wenn sie mitkriegen, dass ich sehr wohl Japanisch verstehen kann (unter bestimmten Bedinungen). Relativ bald fingen wir dann an zu essen und es gab Malzbier für alle.
Bei der Eröffnungsrede wurde dann (unter anderem) mitgeteilt, dass bei dieser Party keine Rangunterschiede geben soll - also kein übliches Senpai-Gefasel. Irgendwie auch sehr entspannend als Ausländer, weil ich manchmal auch nicht mitkriege wer welchen Rang hat.
Es wurden nach und nach immer mehr Häppchen serviert (auch wieder Hambagu - merkwürdige Fleischklösse, die angeblich wie Hamburger sein sollen) und jeder Tisch hatte in der Mitte einen Topf (auf einem Mini-Herd)  mit Gemüse und Fleisch drin, was man dann in Eigenregie zubereiten durfte.
Währenddessen wurden dann die ersten Alkoholbestellungen aufgegeben und es gab eine relativ vielfältige Getränkeauswahl (zumindest für Japanische Gaststätten). Da haben sich die Japaner auch nicht zurück gehalten und gleich von Anfang an ordentlich hochprozentiges bestellt - was allerdings auch daran lag, dass jeder einen Festpreis von etwa 30 Euro gezahlt hat und da waren dann Essen und Alkohol inclusive.
Irgendwann war ich dann satt und die ersten Japaner richtig betrunken. Da haben wir dann noch ein cooles Gruppenfoto gemacht.
Party in Japan! (Challenge: findet mich auf dem Bild - und ja, ich bin drauf ;D)
 Ich glaube man sieht an dem Gruppenfoto auch, dass das so richtig witzig war und ich bin froh, dass ich mir die Zeit für den Spaß genommen habe.
Dann haben wir noch die üblichen "Japaner+Alien"-Fotos gemacht, es will ja auch jeder ein nettes Foto von sich mit der Ausländerin haben... ;D
Da fühlt man sich wie ein Superstar ;D
Gegen 9 Uhr mussten wir dann den Raum räumen und es wurden 3 Gruppen gebildet: Karaoke, Bowling und Kneipentour. Irgendwie habe ich mich zur Kneipentour überreden lassen (immerhin bin ich ja die angeblich trinkfeste Deutsche...)
Also sind wir dann bis um halb 1 in so ner Kneipe versackt und ich konnte die Zeit nutzen bisschen auf Japanisch zu reden. Gegen 2 Uhr war ich dann zurück im Wohnheim und ich hatte echt das Gefühl, dass ich in Deutschland vielleicht 2 mal bisher so betrunken war und in Japan war das dann schon das zweite Mal in 2 Wochen (Shine-party eingerechnet). In Japan betrinkt man sich irgendwie auch doller - weil partys so selten sind und es wäre ja voll die Verschwendung wenn man das dann nicht nutzen würde ;D
Mein Fazit: Nomikai ("Trink Zusammenkunft") ist absolut empfehlenswert - man sollte aber keine Pläne für den nächsten Morgen haben :D

Montag, 3. Juni 2013

Shine-party und cooking battle

Nach einer arbeitsreichen Woche hab ich endlich mal ein Wochenende zum Feiern genutzt. Samstags habe ich mich dann mit Bektur, Mizuho und Mike zum Lunch in einem traditionellen japanischen Restaurant getroffen. Leider verlaesst Mike Japan schon bald, das heisst, dass ich hier eine Person weniger habe, mit der ich gedankenlos normal auf Englisch sprechen kann.
Und das ist ernsthaft ein Problem - es ist wirklich muehsam sich mit 99% der Leute hier entweder auf Japanisch oder Englisch zu unterhalten.
Das Essen im Restaurant war jedenfalls richtig super. Wir haben da dann auch eine der lokalen Leckerbissen probiert - rohes Pferdefleisch, "Basashi" genannt. Nach dem ganzen Pferdefleisch-skandal in Deutschland klingt das natuerlich erstmal nicht so lecker. Man muss da aber unterscheiden, dass das in Deutschland als super billiges "Abfall"-Fleisch genutzt wird, waehrend das in Japan einfach nur wie (sehr edles) Rindfleisch verwendet wird.

Wenn man das Fleisch dann mit Sojasosse isst, schmeckt das auch richtig lecker. Ich schwoers ;-)
Allerdings waren die Portionen fuer Japanische Verhaeltnisse echt riesig, da haben selbst die meisten Japaner nicht fertig gegessen. Nach zwei Monaten im schoenen Japan habe ich auch nicht alles essen koennen, man gewoehnt sich einfach so schnell an kleine Portionen.
Bektur und Mizuho
Zurueck an der Uni habe ich dann versucht etwas Forschung zu machen aber nach kurzer Zeit musste ich erstmal aufgeben und mich meinem Fresskoma ergeben. Da habe ich dann einfach mal 2 Stunden im Buero rum gehockt und Animes geguckt.
Danach war ich allerdings echt nochmal produktiv und ich konnte mein Tagesziel erreichen. Genau zur richtigen Zeit habe ich dann mit Mike gechattet und er hat mich dann netterweise zu der Shine-party mitgenommen. Das ist hier in Aizu eine regelmaessige Veranstaltung - so etwa einmal im Monat. Wo aus ganz Fukushima ein Haufen Auslaender in eine kleine Bar kommen und ordentlich feiern.
Die Japaner sind was Partys angeht naemlich unglaublich langweilig - gefuehlt geht hier der durchschnittliche Student ein Mal im Jahr auf eine richtige Fete. Da sehen selbst die nerdigsten deutschen Studenten wie totale Partyloewen daneben aus.
Fuer etwa 25 Euro gab es auf der Shine-party dann ein All-you-can-drink Angebot und fuer etwa 5 Euro mehr konnte man auch noch ein Essen dazu kriegen.
Unbezahlbar war aber das Gefuehl sich ein Mal voellig normal verhalten zu koennen und nicht angestarrt zu werden. Nach 2 Monaten dauer-angestarrt-werdens war das wirklich erholsam.
Leider macht meine Kamera nachts keine guten Bilder, daher habe ich keine Fotos von dem denkwuerigen Abend.
Auf der Party waren so geschaetzt 40 Auslaender und noch etwa 20 Japaner (die angeblich Englisch lernen wollten, wobei ich eher das Gefuehl hatte, dass sie lieber mal Auslaender in freier Wildbahn sehen wollten ;D) Auf der Party habe ich viele Amerikaner und Kanadier getroffen aber auch einige wirklich nette Leute aus Lateinamerika - Deutsche konnte ich nicht finden.
Ich hab die Party richtig genossen - wobei ich mich beim Alkohol zurueck gehalten habe - im Gegensatz zu Bektur, der sich in feiner russischen Manier ordentlich die Kante gegeben hat. Angeblich kann er sich an grosse Abschnitte von dem Abend nicht mal mehr erinnern ;D
So gegen halb 1 bin ich dann mit Bektur zurueck gelaufen (was etwa 1 Stunde gedauert hat - die Uni liegt relativ weit ausserhalb). Gegen 2 konnte ich dann frisch geduscht schlafen gehen.

Am naechsten Morgen wurde ich gegen 11 Uhr von meinen Mitbewohnerinnen geweckt und obwohl ich technisch keinen Kater hatte, war ich trotzdem total k.o..
Dummerweise war an dem Tag auch noch das Cooking-battle und ich musste einen deutschen Nudelsalat fuer das Menue meiner WG zubereiten, dazu hatten wir noch so eine Art Haehnchen-Stueckchen.
Allerdings haben die Maedels ordentlich mitgeholfen und dadurch waren wir puenktlich fertig.
Brav um 1 Uhr mittags haben wir uns dann im Hof (natuerlich brav perfekt geordnet in Linien) eingefunden und nach einer kurzen Erklaerung der Regeln ging es dann los.
Jede WG hatte mit einem festen Budget (etwa 40 Euro) eine Mahlzeit fuer 70 Personen vorbereiten muessen. Die 10er WGs wurden dann in 2 5er Teams gesplittet - ein Team blieb in der WG, um den Gaesten das Essen zu servieren und das andere Team hat sich einmal durchs Wohnheim gefuttert. Natuerlich war auch das perfekt geordnet und man hatte in einem bestimmten Zeitfenster eine bestimmte WG zu besuchen.
Nach dem Essen konnte man dann in einer geheimen Wahl nach dem Essen eine Punktewertung von 1 bis 5 abgeben.
WG1: leckere Fleischspiesse, die auf den ersten Blick aber eher wie Fruechtespiesse aussahen und das hat mich dann doch etwas verwirrt. Meine Wertung: 4 Punkte
WG2: merkwueridge gekochte Karoffeln (etwas suesslich) und absolut winzige Teigkleckse in einer Kuchenform. Allerdings mag ich suesses, daher 3 Punkte
WG3: selbstgemachte Nudeln in Suppe mit Fleischkloessen serviert. Traditionell Japanisch und super lecker - auch mit abstand die groesste Portion. 5 Punkte
WG4: Panierte Fleischkloesse und Schrimps mit zwei Drips. 3 Punkte
WG5: Diese WG war super dekoriert, mit vielen blinkenden Lichtchen in allen moeglichen Farben. Zu Essen gabs Gyoza und eine kleine Schale mit Suppe. 4 Punkte
WG6: Hanbagu - so eine Art Japanische Version des Hamburgers allerdings voellig anders als man es gewohnt ist. So nach dem Motto: "Wer braucht schon Brot und Salat aufm Burger..." einfach nur ein Fleischkloss mit Tomatensosse. Allerdings super schoen angerichtet und mega lecker. Zum Nachtisch gab es eine Art vietnamesischen Milchreis und Kuchen. Das war einfach nur ein sau geiler Kuchen und wenn ich das als Deutsche sage, dann hat das schon was zu bedeuten ;D
Am Liebsten haette ich bei dem Menue 6 Punkte gegeben...
WG7: winzige Pizza - etwa so die Groesse wie man das in Deutschland von den Mini-Pizzen kennt. Als Belag gab es Tomate, Schinken oder Curry(so ein Klecks Curry-Eintopf auf der Pizza... sowas machen auch nur Japaner). 4 Punkte

Danach waren wir auch echt wieder im Fresskoma... Mein Team hat dann in meiner WG halbherzig die Gaeste bedient und schliesslich wurden die Punkte gezaehlt. Meine WG hat im Durchschnitt 3.6 Punkte geholt (da waren auch ein paar 2-er Wertungen dabei, Nudelsalat moegen wohl nicht alle).
Den dritten Platz hat WG1 mit den Fleischspiessen gemacht, der zweite Platz ging absolut verdient an die selbstgemachten Nudeln. Tja und der erste Platz ging auch an meinen Favoriten - das geile Menue von der vietnamesisch-japanischen Gruppe.

Ich glaube alle hatten richtig viel Spass an dem Tag, nur an dem Abend konnte man echt nichts mehr mit uns anfangen, weil alle einfach nur noch so fertig waren vom vielen Essen und Rumrennen.