The University of Aizu Haupteingang

Dienstag, 28. Mai 2013

Besteigung des Bandai-san

Der Outdoor Club der Universitaet hat zur Besteigung des Bandai-san eingeladen.
Ja irgendwie war ich mal wieder etwas zu optimistisch und ich habe beschlossen mitzugehen und einen der hoechsten Berge hier in Fukushima zu besteigen...
Der Berg ist ein (aktuell) inaktiver Vulkan mit mehreren Gipfeln, wir haben natuerlich den hoechsten mit 1819 Metern bestiegen.
Da es hier mittags schon relativ heiss wird, wollten wir der Hitze entkommen und den Berg moeglichst frueh besteigen. Daher sollte es um 5:45 an dem Parkplatz der Uni losgehen.
Wie manche meiner braven Leser wissen bin ich allerdings ein totaler Langschlaefer - wodurch solche Termine fuer mich leicht zur Qual werden. Also habe ich mir 4 Wecker gestellt und auch extra die Lautstaerke etwas erhoeht.
In der Nacht hatte ich dann Alptraeume davon den Termin zu verschlafen und die Gruppe zu verpassen. Voellig in Panik bin ich also aufgeschreckt und hab auf meine Uhr geguckt, in der Hoffnung mich zu beruhigen....
Und was steht auf meiner Uhr: 5:45. In aller Eile habe ich also mein Zeug in den (gluecklicherweise schon halb gepackten) Rucksack geworfen und bin losgerannt. In meinem Kopf waren noch die Bilder vom Traum, bei dem die Gruppe schon ohne mich losgefahren war.
Als ich dann zum Parkplatz kam und alle brav auf mich gewartet hatten, war ich einfach nur noch froh. Netterweise haben sie auch noch an einem Konbini angehalten, damit ich mir etwas zum Fruehstueck kaufen konnte - das hatte ich natuerlich auslassen muessen bei der Eile.
Kurz vor 7 kamen wir an einer Berghuette am Fusse vom Bandai an und dort gab es dann eine Zeremonie zum Schutze der Wanderer.
Zeremonie zum Schutze der Wanderer
Nach der Zeremonie sind dann alle nochmal aufs Klo gegangen, weil es auf dem kompletten Wanderweg keine einzige Toilette gibt.
Ausserdem haben alle ein Handtuch, eine Tuete fuer Muell, ein Wimpel und einen Button geschenkt bekommen. Ah und ein winziges Glaeschen Alkohol gab es dann auch noch.
Voller Tatendrang sind wir dann losgelaufen in einer ganzen Herde an Japanern. Allerdings ging es gleich mit einer ordentlichen Steigung los und ich habe mal wieder festgestellt, dass ich kaum mit den Japanern mithalten konnte. Das ist schon deprimierend wenn man selbst schon keucht und man dann noch von einer japanischen Omi ueberholt wird ;D
Eine Herde Japaner trampelt den Berg hoch :-)
Langsam ist mir dann auch aufgegangen, dass ich vielleicht nicht die optimalen Klamotten fuer die Wanderung ausgesucht hatte, weil ich die ganze Zeit wirklich extrem geschwitzt habe - ich war da echt so dankbar fuer das kleine Handtuch :-)
Allerdings hat uns die tolle Aussicht fuer die Strapazen belohnt, auch wenn es an dem Tag durchaus etwas diesig war.
Aussicht auf die Stadt am Inawashiro-See
Es ging quasi endlos diesen Berg hinauf und der Weg wurde bald zu einem Trampelpfad mit vielen Steinen mitten durch den Wald. Teilweise musste man wirklich regelrecht klettern.
Ich war ernsthaft froh, dass die Jungs aus dem Outdoor Club immer ein Auge auf mich hatten und immer jemand fuer den Notfall bei mir hinten geblieben ist.
Irgendwann kamen wir an einen niedlichen See und dort konnten wir immerhin mal ein Stueckchen ohne Steigung zuruecklegen. Das war nach der krassen Steigung eine echte Erholungspause.
Dort konnte ich mich dann auch wieder mit den anderen unterhalten und es ist schon niedlich, wenn sich die Japaner die ganze Zeit ueber Gerende (=Gelaende) und Zeil(=Seile) unterhalten ohne ueberhaupt zu wissen, dass das deutsche Woerter sind ;D
Isa und die japanischen Bergziegen ;D
Allerdings ging es danach fast noch steiler in eine Art (nahezu) trockenem Bett von einem Bach eine Felswand hinauf. Die Japaner sind da wie Gebirgsziegen nahezu muehelos hoch geklettert und ich habe die ganze Zeit gekaempft.
Oben angekommen sind wir dann noch ueber eine halb gefrohrene Schneeflaeche gelaufen (oder geschliddert).
Hier sieht der Schnee noch halbwegs hübsch aus...
Dort waren wir dann auch schon oberhalb der Baumgrenze und man konnte richtig sehen, dass dieser Berg wirklich ein Vulkan ist und vor etwa 150 Jahren das letzte Mal ausgebrochen ist.
Tanz auf dem Vulkan
Nach etwa 3.5 Stunden waren wir dann endlich an so einer Art Berghuette angekommen und wir haben eine kurze Pause gemacht. Das war quasi das Zwischenlager zu der letzten Etappe zum Gipfel hoch.
Die letzte Etappe war besonders gefaehrlich, weil dort wirklich viele Leute unterwegs waren und der Pfad so schmal war, dass wir staendig stoppen mussten, um Leute durchzulassen. Ausserdem verwandelte der schmelzende Schnee den Pfad in eine matschige Rutschbahn mit gefaehrlichen Steinen ueberall und tiefen Abgruenden an den Seiten.
Trotzdem waren die Japaner gut drauf und haben alle entgegenkommenden Leute freundlich gegruesst und manche kleine Kinder wurden sogar getaetschelt, fuer den Mut und die Ausdauer so einen Berg zu besteigen.
Ich war da echt schon an meinen Grenzen und darueber hinaus aber die japanischen Studenten haben mich immer wieder motiviert und mir immer gesagt, dass ich weiter kaempfen soll.
Irgendwann sind wir dann wirklich voellig erschoepft oben angekommen.
Mittagspäuschen auf dem Gipfel
Dort haben wir dann ein bisschen was zum Mittagessen gegessen und die Japaner haben sich da sogar ne instant Nudelsuppe gemacht ;-)
Der Weg nach unten war dann aber mindestens genauso anstrengend und ich habe auch wieder echt geschwitzt aber eher vor Angst. Alle Steine waren total glitschig und matschig und die Steigung war echt beaengstigend.
Voller Angst habe ich mich dann an den Bueschen am Wegesrand festgehalten.
Und dann ist es passiert... mitten auf einer rutschigen Eisflaeche ist der Ast abgebrochen, an den ich mich geklammert hatte... Ich konnte regelrecht spueren wie der Schnee unter meinen Fuessen nachgegeben hat und ich anfing zu fallen. In einer unglaublichen Reaktionszeit hat der Japaner hinter mir meinen Rucksack gepackt und gluecklicherweise ist eins meiner Beine tief im Schnee stecken geblieben.
Im Prinzip ist mir nichts passiert aber ich hab wohl einen kleinen Schrei losgelassen und ich habe einen gehoerigen Schreck bekommen.
Danach bin ich die gefaehrlichen Stellen besonders langsam runter geklettert und ich hatte danach auch keine weiteren Unfaelle.
Hier nochmal ein Bild von mir samt Bandai-san
(Ein Wunder dass ich da halbwegs gut aussehe... ich war so fertig)
Etwa 3 Stunden spaeter sind wir dann wieder unten an der Station angekommen und haben erstmal eine Ruhepause eingelegt. Einer der netten Opis dort hat uns dann gezeigt wie man aus Papier ein niedliches Herzchen faltet (Origami).
Nach der Wanderung war ich allerdings richtig durchgeschwitzt und meine Kleidung war voller Matsch (allerdings sahen da die Japaner auch nicht besser aus).
Also sind wir zum naechsten Onsen (japanisches Thermalbad) gegangen und diesmal war es eins der normalen Baeder, wo Frauen und Maenner abgetrennte Bereiche haben.
Da bei der Wanderung aber nur Kerle ausser mir vom Club mitgegangen sind, hatte ich das ganze Becken nur fuer mich ;D
Ich habe echt selten ein Bad so genossen wie an dem Tag.
Danach ging es mit dem Auto wieder zurueck zur Uni und alle waren so erschoepft, dass es richtig ruhig im Auto war.
Im Wohnheim habe ich dann gleich die dreckigen Sachen in die Waschmaschine gepackt und wollte mich im weiteren Verlauf des Tages moeglichst wenig bewegen.
Am Abend hatten wir dann noch ein tolles Barbeque im Wohnheim und da habe das Essen auch so richtig genossen. Allerdings bin ich frueh wieder gegangen, weil ich echt kaputt war und auch am naechsten Tag hatte ich einen krassen Muskelkater.

Samstag, 18. Mai 2013

Das Ende vom Frühling und Imoni-Party

Irgendwie ist das schon ein komisches Gefühl, dass hier jetzt schon der Sommer gekommen ist - mit heißem Wetter, Sommergewitter und den typischen Geräuschen von den Insekten. Und das obwohl hier noch vor etwa 5 Wochen Schnee lag (während der Kirschblüte).
Park der Universität 
Japan ist irgendwie schon ein Ort geprägt von Extremen: schlichte Japanische Traditionen und quitsch-bunte Knuddelhasen überall; ein Land bekannt für eine Yaoi-Animes und dann Jungs, die sich nicht allein in die Küche von einer Mädchen-WG trauen...
Wie es zu der Sache mit den Kerlen in der(meiner) WG gekommen ist? ...
Im Moment kommen die undergraduate Studenten nur selten ins Büro, daher befürchtet mein Professor, dass man uns einen kleineren Raum zuweisen wird. Also habe ich mir mit Abe-senpai einen Plan überlegt, wie man den anderen Studenten es schmackhafter machen kann, dass sie ins Büro kommen: eine Party im Büro. Logischerweise eine Japanische Party im Büro - also kein Alkohol aber dafür umso mehr gutes Essen.

Also habe ich mal meine Geheimwaffe aus dem Nähkästchen geholt -  selbstgemachte Pizza. In Japan ist Pizza nämlich unglaublich teuer (vermutlich wegen dem teuren Käse) und gilt quasi als so eine Art Delikatesse. Allerdings ist das natürlich auch etwas aufwändiger und ich habe Abe-senpai gebeten mir beim Kochen zu helfen.
Auf dem Weg zum Wohnheim hat er dann panisch einen der anderen Studenten angerufen, der dann auch höflicherweise kurz darauf dazu gestoßen ist. Er hat dann auch extra nochmal meine Mitbewohnerinnen gefragt, ob das denn wirklich in Ordnung ist, dass er als Mann in der Küche der WG ist.
Mit den Mädels von der WG haben wir es dann geschafft die Pizza mit einer Verspätung von 20 Minuten fertig zu bekommen. Als wir die Pizza dann ins Büro gebracht haben, hat mich Ying (die Postdoktorandin) gefragt, warum wir Pizza gekauft haben - meine Pizza muss also ziemlich professionell ausgesehen haben :D
Als Abe-senpai dann die letzte Pizza aus dem Wohnheim geholt hat (irgendwie sind japanische Backofen einfach zu klein) hat er in Panik auch wieder einen anderen Studenten mitgenommen. Irgendwie ist das schon total ungewohnt und niedlich, dass die Japaner so extrem schüchtern sind.

Samstags bin ich dann wieder mit dem Outdoor Circle los gezogen zu einer Imoni-Party. Obwohl Party eigentlich das ganze nicht wirklich trifft - es war eher so eine Art Barbecue, allerdings ohne Grill. Wir sind dafür in den südlichen Teil von Aizu-Wakamatsu nach Hongo gefahren.
niedlicher Fluss im Süden von Aizu-Wakamatsu
Im Prinzip lief es wie bei einem Barbecue - man bereitet Gemüse und Fleisch vor und dann schleppt man viel Zeugs mitten in die Wildnis (oder unter eine Brücke). Dort baut man dann einen Grill auf (oder in unserem Fall bastelt man ziemlich Outdoor-mäßig eine Kochstelle ... oder auch zwei je nach Teilnehmerzahl). Dann dauert es noch ewig bis man etwas zu Essen bekommt. In der Zwischenzeit haben wir Frisbee gespielt:
die Japaner sind echt krass sportlich
Zubereitet wurde es etwa in der Art und Weise: Erst Fleisch anbraten, dann Wasser drauf kippen und komische weiße Bällchen rein mixen. Das musste dann etwas kochen, danach kam das Gemüse dazu (so ne Art Rübe (Daikon), Karotten und Lauch). Diese Suppe hat dann ewig vor sich hin geblubbert.
Mjam mjam, leckere Suppe
Schließlich kam noch mehr Gemüse dazu (so ne Art Schwarzwurzel oder so), labberiger Toast und eine Miso-Gewürzmischung. Und als dann alle kurz vor dem Verhungern waren gab es dann noch ein paar Marshmallows.
Irgendwie habe ich gelernt, dass man in Japan echt Geduld braucht, wenn es um gemeinsames Essen geht. Hier wird Essen viel mehr geschätzt und entsprechend muss man teilweise auch warten.
Vor dem Essen haben alle Teilnehmer dann noch persönliche Antworten auf 6 Fragen aufgeschrieben. So merkwürdige Fragen wie: "Mit welchem Fuß steigst du zu erst auf eine Treppe?" aber auch sinnvolleres wie "In welchem Club warst du im Gymnasium?".
Es war etwas schwierig alles zu verstehen aber ich war unglaublich stolz, als ich vieles davon völlig allein beantworten konnte - mit Kanji und allem drum und dran.
Nach dem Essen wurde dann verdeckt immer ein Antwortzettel aus einem Beutel gezogen und die Antworten wurden verlesen - dabei sollten alle Teilnehmer schnellstmöglich erraten, zu wem die Antworten passen.
Tja bei mir war das echt nicht schwer - denn meine Antwort auf die Frage mit den Clubs im Gymnasium war, dass es in Deutschland streng genommen keine Clubs gibt. (Auch wenn ich durchaus in einer Arbeitsgruppe war.)
lustiges Spiel nach dem Essen
Das war echt eine lustige Party und ich stelle immer wieder fest, dass ich jeden Tag mehr Japanisch verstehe. Am Tag davor hatte ich mit den Mädels aus dem Wohnheim und einer anderen WG einen Film auf Japanisch geguckt und ich habe überraschend viel verstanden. Auch wenn es ein merkwürdiger Moment war - als mitten im Film plötzlich ein deutsches Lied von "Wir sind Helden" eingespielt wurde. :D

Achja und ich habe mir an dem Tag auch meinen ersten richtigen Sonnenbrand geholt - ich hab wohl doch zu lange in Norddeutschland gelebt... Wenigstens hab ich gute Chancen hier halbwegs braun zu werden :-)

Mittwoch, 15. Mai 2013

Anime, Sushi und Karaoke

Samstags habe ich mich dann wieder mit Yuhei und Bektur zusammen Animes geschaut. Dieses Mal haben wir die erste Folge von meinem aktuellen Lieblingsanime "Chihayafuru" geguckt und danach den neuen Film von Evangelion. Witzigerweise kannte ich die Vorgeschichte zu dem Film nicht - da der Film aber inhaltlich so wirr war, haben selbst die beiden Jungs quasi nichts davon verstanden.

Danach war ich mit Bektur in einem Restaurant essen und da es den ganzen Tag in Stroemen geregnet hatte, wollte ich abends einfach nur noch entspannen und mich ins Bett legen....
Tja aber ich wurde schon wieder von meinen Mitbewohnern zu dem ewig weit entfernten Onsen gebracht und wir haben mitten in der Nacht ein wunderbares Bad genommen. Diesmal hatte man aber Mitleid mit den Maedels und man hat uns schon etwa gegen 3 Uhr ins Wohnheim zurueck gebracht.
Es faellt mir manchmal echt schwer einzuschaetzen, was nun wirklich typisch Japanisch ist und wann meine Mitbewohner einfach nur krass drauf sind ;D
Allerdings hatten alle wieder echt viel Spass und von daher bin ich froh, dass ich wieder mitgefahren bin.

Sonntags war ich dann relativ muede als ich ins Buero gegangen bin mit dem festen Vorsatz einen Report zu schreiben (und auch zu beenden). Nach etwa der Haelfte hat mich dann Yuhei abgeholt und wir sind zusammen mit dem Fahrrad zu Bektur gefahren. Der kann mittlerweile trotz gutem Zureden noch kein Fahrrad fahren. Also sind wir dann den Rest des Weges zu Fuss gegangen und natuerlich prompt zu spaet gekommen - allerdings nur etwa 10 minuten, was gerade noch verkraftbar war fuer die Japaner. ;D

Wir haben uns mit ein paar anderen Japanern und Mike zum Sushi Essen verabredet und im Prinzip sind wir dann in so ein relativ modernes Sushi Restaurant gegangen, wo man an touchscreens bestimmte Haeppchen bestellen kann oder einfach Haeppchen nimmt, die auf Fliessbaendern langsam durch das Restaurant fahren.

Mike mit riesigen Tellerstapel (Im Hintergrund das Fliessband)
Das Essen war wirklich lecker und zum Nachtisch hatten wir dann auch eine richtig leckere Schokotorte.
Yurika-san und ich (rechts duesen die Haeppchen vorbei)
Nach dem Essen haben sich dann zwei von der Gruppe verabschiedet und wir sind weiter gefahren zu einem der Karaoke-kans. Dort haben wir dann so ein super Sonderangebot genommen und haben deshalb einen Raum bis 6 Uhr morgens bekommen (obwohl wir natuerlich nicht so lang geblieben sind.)

Es ist immer noch schwierig so schnell Japanisch zu lesen aber es wird jeden Tag ein kleines bisschen besser. Richtig spassig wurde es als Toriko vom Chor der Universitaet vorbei kam - der hat nicht einfach nur gesungen sondern eine richtige Show gemacht. Da hat Zugucken mehr Spass gemacht als selbst singen.
Richtig gut ist es das Angebot der "drinkbar" zu nutzen, da muss man nur ein Mal eine kleine Gebuehr bezahlen und kann so viel trinken wie man will (zumindest an Softdrinks). Und das Beste: Man bekommt sogar Softeis ;D eine absolute Wohltat fuer die Stimmbaender!
Gegen Mitternacht waren alle dann aber doch so erschoepft, dass wir nach Hause gefahren sind.
Zum Abschluss noch ein Bild von Bektur und Yuhei (rechts)
Tja ich bin momentan mit meiner Freizeitgestaltung sehr zufrieden - auch wenn ich in dieser Woche nicht so viel fuer mein Forschungsprojekt geschafft habe, wie ich eigentlich vorhatte.
Ich seh mich in ein paar Wochen schon die Naechte durchmachen deshalb :D

Dienstag, 14. Mai 2013

Geldprobleme und Gyoza-Party

Die Zeit hier in Japan vergeht wie im Flug und oft wundere ich mich wie schnell hier eine Woche vergeht. Ich bin staendig mit tausend Sachen beschaeftigt und nebenher gewoehnt sich mein Gehirn an das Japanisch ueberall um mich herum.
Langsam merke ich auch, dass ich hier quasi kein Deutsch mehr benutze - ein merkwuerdiges Gefuehl. Ich bin schon auf den Schock gespannt, wenn ich dann mal wieder nach Deutschland komme.
Hier wird es langsam waermer und fuer mich fuehlt sich das an wie Sommer obwohl mir alle Japaner erzaehlen, dass 25 typisch fuer den Fruehling sind und Aizu zu den heissesten Orten in ganz Japan gehoert. Ich werde mich im Juli und August wohl nur noch in der Uni verstecken...

Im letzten Monat hatte ich in Japan Geldprobleme - nicht weil kein Geld da gewesen waere sondern weil es nicht erreichbar war. Es hat natuerlich einige Zeit gedauert bis ich mir ein japanisches Konto besorgt hatte - und da war auch erstmal kein Geld drauf (abgesehen von etwa 10 Euro).
Ende April sollte ich dann meine Studiengebuehren bezahlen - immerhin knapp ueber 2000 Euro und ich hab mir Geld von meinem deutschen Konto auf das japanische Konto ueberwiesen. Erstmal hatte ich vergessen die Zwischenbank anzugeben... das hat mich ein paar Tage gekostet, bis ich den Fehler beheben konnte.
Also wollte ich das Geld hier in Japan abheben und manuell auf das japanische Konto einzahlen. Da habe ich dann festgestellt, dass man in Japan seit Mitte April kein Geld mehr mit europaeischen Maestro oder Master-Karten abheben kann.

Schliesslich hat jemand von der Bank aus Saitama die Uni angerufen und gesagt, dass ich wohl in den naechsten Tagen einen Brief erhalten werde wegen der Ueberweisung. Ich hatte ja keine Ahnung was fuer eine Art Brief das sein sollte...
Dummerweise war das auch noch einer von den nervigen, die man nur gegen eine Unterschrift kriegen kann, was mich wieder 2 wertvolle Tage gekostet hat. Im Brief war ein Formular, wo ich bestaetigen musste, dass ich das Geld weder in das Atomprogramm von Nordkorea noch von Pakistan investieren will...
Diesen super sinnvollen Brief musste ich dann zurueck schicken - kurz vor der Golden week. Ein paar Tage nach der Golden week hatte ich dann endlich Geld auf meinem japanischen Konto. Insgesamt hatte ich eine Phase von etwa 4 Wochen, in denen ich kein Geld abheben konnte und ich bin unglaublich froh, dass die Mitarbeiter der Uni so hilfsbereit waren. Ich konnte dadurch die Zahlung der Studiengebuehren um einen Monat verschieben und in der schwierigen Phase auch Geld leihen, um ueber die Runden zu kommen.

Nach diesen sorgenvollen Tagen konnte ich dann letztes Wochenende endlich wieder meine Zeit hier in Japan geniessen. Freitags ging es los mit einer Gyoza-Party. Gyoza ist so eine Art chinesische Maultaschen (das hat mich irgendwie wirklich an zu Hause erinnert) und ich habe fleissig mitgeholfen einige von den niedlichen Teigtaschen vorzubereiten.

In einer grossen Gruppe haben wir dann zu Abend gegessen und das war wirklich lustig und ein super Abend.
Gyoza-Essen mit Bektur, Mike und vieeelen Japanern
Die Teigtaschen haben auch super geschmeckt. Die Japaner haben dann auch ein lustiges Spiel vorbereitet: fuer jeden Teilnehmer der Party wurde eine Teigtasche vorbereitet. In manche Teigtaschen wurden aber ein paar fiese Beigaben (etwa Knoblauch oder so Chili) gemixt. Dann wurden alle Teigtaschen gebraten und wie beim Roulette musste man dann zufaellig eine Teigtasche auswaehlen. Das war richtig witzig.
Ich hab eine mit Chili erwischt aber ich bin scharfes Essen gewoehnt, daher war das kein Problem fuer mich. Die Japaner hatten da schon mehr Probleme :D Einige Gesichter waren echt goettlich, als sie auf das Chili oder Knoblauch gestossen sind.

Sonntag, 5. Mai 2013

Golden Week - Goshikinuma

Nach dem abenteuerlichen Trip zu dem abgelegenen japanischen Onsen musste ich erstmal eine Runde schlafen und mich ordentlich ausruhen.
Diese Woche war allerdings ziemlich entspannt, da wir Montags und Freitags frei hatten (wegen Feiertagen).
Das ganze beginnt am 29.4. mit dem Shouwa-Tag und dann folgen ab dem 3.5. gleich drei Feiertage aufeinander: Verfassungstag, Tag des Gruenen und der Kindertag.
Effektiv habe ich an den Tagen selbst aber nichts besonderes gemacht, lediglich Freitags habe ich dann meine Freunde wieder mit meinen europaeischen Kochkuensten beglueckt.
links Yuhei und rechts Mizuho
Es gab Pasta mit einer (einfachen) Tomaten-Wuerstchen-Sosse und noch einen Salat mit eher japanischem Dressing. Es scheint aber allen richtig gut geschmeckt zu haben. Insgesamt ist es allerdings eher schwierig wirklich deutsche Zutaten zu kaufen. Ich habe schon gemerkt, dass ich mir wohl bald ein Kochbuch mit japanischen Gerichten besorgen muss, falls ich das naechste Jahr ausserhalb des Wohnheims ueberleben will.

Natuerlich muss ich nebenher immer brav lernen und fuer einen Kurs muessen wir auch immer Gruppenprojekte machen (effektiv aber sehr einfach). In meiner Gruppe mit Bektur ist es immer echt lustig, denn wir programmieren alles nochmal neu (ich schaetze, dass die Japaner alle einfach die Programme vom Prof wiederverwerten...). Dadurch haben wir natuerlich viel Arbeit und wir verbringen viel Zeit in meinem Buero.
Spassige Stunden mit Bektur im Buero
Sonntags ging es dann nach Goshikinuma (=Fuenf-Farben-See) mit dem Outdoor club. Ich geniesse meine Zeit mit den Studenten vom Club, denn der Club bietet einfach nur  Ausfluege an und ich kann mich unkompliziert mit einer Email anmelden. Der Rest wird dann von den Mitgliedern vom Club organisiert und ich kann an Orte reisen, wo man als Auslaender vielleicht nicht so gut hinkommt.

Dieses Mal sind wir dann in die Naehe von Bandai-san (einem der hoechsten Berge in Fukushima) gefahren. Dort war richtig viel los, da schoenes Wetter war und auch noch Golden Week mit dazu...
Trotzdem haben wir es geschafft ein Boot zu ergattern und eine kleine Runde auf dem See zu drehen. Witzigerweise waren das nur zwei japanische Studenten und ich... Ich wurde natuerlich wieder dazu eingeladen und urspruenglich wollten die beiden Jungs fuer mich rudern.
Leider waren die beiden total unfaehig und am Ende habe ich die ganze Zeit gerudert und die Jungs haben mir die Richtung angesagt :D

Die Ruderkuenste sehen nur gut aus... effektiv haben wir uns da kein Stueck bewegt
Von dort aus ging es dann weiter ueber einen Wanderweg zu diversen niedlichen kleinen Seen.
Und nach etwa einer Stunde Fussmarsch auf dem matschigen Wanderweg kamen wir dann zu einem wirklich schoenen See:
Tatsaechlich hatten die einzelnen Seen unterschiedliche Farben und ich habe den Ausflug wirklich genossen. Hier noch das obligatorische Gruppenfoto:
Man beachte: Ich war die einzige Frau auf dem Ausflug und (erwartungsgemaess) die einzige Auslaenderin. Trotzdem bin ich mit meinen Japanisch-Kenntnissen gut klar gekommen und konnte mich auf der Wanderung fast durchgehend unterhalten.
Langsam habe ich wirklich das Gefuehl, dass es ernsthaft besser wird.

Gegen abend war ich dann noch mit Bektur, Big Mike (dem Amerikaner) und einem anderen japanischen Studenten beim Karaoke und danach in einem Ramen-Restaurant. Klar will ich mein Japanisch verbessern aber manchmal bin ich einfach nur froh, wenn ich mal kein Japanisch brauche und fluessig ueber alles sprechen kann.

Samstag, 4. Mai 2013

Hajimete Teil 2: Das erste Mal im japanischen Onsen

Als die beiden Jungs dann so gegen 9 Uhr abends gegangen waren, habe ich mich auf die Suche nach den Maedels von meiner WG gemacht. Natuerlich habe ich sie in einer der Jungs-WGs gefunden. Dort hatten alle gerade gegessen und viele befanden sich in Aufbruchsstimmung. Da hat man mich dann gefragt, ob ich gern in ein japanisches Onsen (=natuerliches Thermalbad) gehen moechte.
Allerdings war es ja Sonntag nachts und in Deutschland wuerde man das so sicher nicht machen. Aber was solls, ich wollte sowieso gerne mal in ein Onsen und da hab ich also eingewilligt. Mitnehmen sollte ich nur Duschgel, Shampoo, ein kleines Handtuch und einen Schlafanzug. (Jaja kein Badeanzug - ich wusste schon, dass man in Japan in einer traditionellen Badeanstalt immer nackt badet.)
Wir sind dann eine Weile durch Aizu gefahren und haben an einigen Supermaerkten angehalten. Es war schon schwierig fuer mich etwas zu essen zu kaufen, weil ich nicht wusste wie weit wir fahren wuerden. (Auf Grund der Uhrzeit und meiner Muedigkeit bin ich aber erstmal davon ausgegangen, dass wir innerhalb einer Stunde spaetestens ankommen wuerden.)
Erst in sicherer Entfernung zum Wohnheim hat man mir dann verraten, dass es sich dabei um ein besonderen Onsen handelt, da dort Maenner und Frauen gemeinsam baden (nackt natuerlich).
Im Endeffekt fuer mich nicht das Problem aber schon witzig, dass man mir das vorenthalten hat. :D

Zwei Stunden spaeter: Ich war schon unfassbar muede (immerhin bin ich an dem Tag um 6 Uhr aufgestanden...) und wir gurken in einem wahnsinnigen Tempo durch die Berge. Natuerlich nicht auf einer Autobahn oder so... neee auf so einer mini Bergstrasse und man sieht kein Licht von Siedlungen oder anderen Autos (ausser unseren 2 Autos natuerlich.)
An Schlaf war bei dem Hoellentrip nicht zu denken und nach einer echt aufregenden Fahrt einen Berg hoch mussten wir feststellen, dass dort noch zu viel Schnee lag, um weiter die Strasse benutzen zu koennen. Das war echt wie in einem Horrorfilm, wenn man ploetzlich mitten in der Nacht im dunklen Wald steht und nicht mehr weiter kommt und umdrehen muss...
Seit dieser Fahrt glaube ich, dass einige Japaner echt verrueckter sind als die meisten Deutschen. Nachts um 1 sind wir dann endlich am Onsen angekommen (bzw auf einem Parkplatz mitten in einem verschlafenen Nest in den Bergen.)
Zu Fuss sind wir dann in eine Schlucht hinabgestiegen und am Fuss war ein kleiner Fluss... und siehe da dort war eine Holzhuette mit einem Bad drinnen. Ich wuerde schaetzen, dass da etwa 8 Leute gleichzeitig in den zwei Becken baden koennen. 

Da dort noch ein paar andere Japaner am baden waren haben wir unsere Gruppe dann in je 4 Leute (natuerlich einmal 4 Maedels und dann die 4 Jungs) aufgespalten und sind nacheinander baden gegangen.
Im Prinzip war es genau so wie ich es erwartet hatte, wir haben uns in einem kleinen Raum ausgezogen und sind dann mit Handtuch und Duschzeugs ins Bad gegangen. Dort hatten wir in meiner Gruppe dann ein Becken fuer uns.
Und ja, das Wasser war richtig heiss, selbst fuer die Japaner. Bisher hatte ich mir immer eingebildet, dass ich heisses Wasser locker aushalte aber das war schon bissel krass. Allerdings war es auch richtig angenehm, wenn man dann erstmal komplett im Wasser war. Natuerlich kann man dann auch nicht so ewig drin bleiben - ich schaetze maximal 15 Minuten.
Wenn man sich dann waescht benutzt man so kleine Plastikwannen, um Wasser aus dem Becken zu schoepfen - allerdings muss man das so machen, dass das dreckige Wasser schoen abfliessen kann und bloss nicht ins Becken zurueck laeuft.
Trotzdem war es eine tolle Erfahrung, weil das Wasser dort wirklich natuerlich ist und auch nach Schwefel riecht - das hat mit unseren Thermalbaedern also schon Gemeinsamkeiten aber es gibt auch deutliche Unterschiede.
Nach dem kurzen Bad sind wir dann wieder 4 Stunden zurueck nach Aizu gefahren und morgens um 5 sind wir dann auch erstmal noch in ein Restaurant gegangen, um etwas zu essen.
Um 6 Uhr (also war ich da dann 24 Stunden wach) sind wir dann extrem muede wieder im Wohnheim angekommen und haben uns schlafen gelegt.

Ich wuerde glatt behaupten, dass das mein bester Tag in Japan bisher war.