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Mittwoch, 31. Juli 2013

Hanabi in Shiokawa

Am Sonntag gab es ein Feuerwerk in Shiokawa, einem Dorf in der Naehe von Aizu. Solche Feuerwerk-events werden in Japan Hanabi (花火, Blume + Feuer) genannt, nicht zu verwechseln mit Hanami (花見, Blume + schauen) dem traditionellen Kirschbluetenglotzen. Ich vermute mal, dass das Wort ausdruecken soll, dass Feuerwerk wie brennende Blumen am Himmel aussieht.
Solche Feuerwerke sind in Japan immer grosse Gesellschaftsereignisse, bisschen wie Volksfeste in Deutschland auch (etwa dem Maifest oder einer Kirmes). Man kann es es aber wohl am besten mit dem Oktoberfest vergleichen, Leute ziehen sich traditionelle Kleidung an und gehen in Gruppen auf das Fest, um gut zu essen und zu trinken. Waehrend in Deutschland das Trinken im Vordergrund steht, scheint das in Japan das Essen zu sein (was wuerde man von Japan sonst auch erwarten ;D).

Um fuer die ganzen Staende auch genug Platz zu haben, waehlt man dafuer scheinbar auch gern mal kleinere Staedte und Doerfer aus - wie in diesem Fall Shiokawa, das etwa 10 Minuten mit dem Zug von Aizu entfernt ist.
beleuchtete Staende + Japaner in modernen sowie traditionellen Klamotten
Bei so einem Matsuri (Volksfest) ist immer richtig viel los - ich moechte gar nicht wissen wie krass sowas in den grossen Staedten sein muss. Dort waren dann aber hauptsaechlich Japaner (wie immer in Fukushima) und nur selten hat man mal ein nicht so japanisches Gesicht erhaschen koennen (von denen kannte ich witzigerweise aber alle schon).
Irgendwie habe ich mich ja schon ein bisschen schlecht gefuehlt, dass ich noch keinen Yukata (so eine Art sommerlichen Kimono) habe - eigentlich ist das bisschen so als wuerde man aufs Oktoberfest ohne Dirndl gehen. Ich hab mir dann ein buntes Sommerkleid angezogen und gehofft, dass ich nicht ganz so casual aussehe... die Japaner hats offenbar nicht gestoert, ich hab an dem Tag mehrfach gesagt bekommen, dass ich ja ein huebsche Auslaenderin sei - tja der Exotenbonus ist schon was tolles ;-)
Quasi jeder Stand dort hat was zu Essen im Angebot gehabt, von Yakisoba (gebratenen Nudeln) ueber Okonomiyaki (diese leckeren "Pizza"-Dinger, nach Osaka-Art oder Hiroshima-Art wahlweise) bis hin zu Crepes. Bei den Crepes wurde ich dann aber doch stutzig als ich sah, dass man zwar kein Nutella im Angebot hat aber dafuer eine Variante mit Salat und Wuerstchen oO

Crepe mit Salat und Wuerstchen oder mit Salat und Schinken
Gut sind da immer diese Plastik-Versionen von den Gerichten, damit kann man sich in Japan auch ohne Sprachkenntnisse wunderbar orientieren und bekommt gleich einen guten Eindruck vom Essen, auch wenn man wie beim Crepe nicht reingucken kann.
Die Preise dort waren aber untypisch fuer Japan ziemlich hoch, ein Gericht bzw ein Becher Bier hat in der Regel etwa 5 Euro gekostet.

Ich bin mit Paul (dem schottischen PhD, der momentan fuer etwa 3 Monate hier ist) und einem Japaner hingegangen.
Paul und Daisuke
Wir haben dort auch einige Bierchen gebechert und nach dem 4ten Bier habe ich dann allerdings beschlossen, dass das genug sein sollte - ich war da dann auch schon betrunken genug mir ein Teil von meinem Bier uebers Kleid zu schuetten.

Und dann so um halb acht fing dann endlich das Feuerwerk an und ich muss sagen, da hat sich das Warten wirklich gelohnt.

Super Feuerwerk :-)
Das ganze Feuerwerk ging etwa eine Stunde lang - selbst an Silvester haben die meisten Leute nach 20 Minuten in Deutschland ja schon alle Raketen abgeschossen, daher war das irgendwie mal richtig cool, dass das so lange gedauert hat.
Leider ist meine Kamera nachts nicht so gut, daher sind die Fotos nur mittelmaessig geworden. Weils so cool war hier aber noch ein Foto ;-)


Also ich muss sagen, dass ich echt empfehlen kann in Japan zu so einem Hanabi zu gehen. Es war ein riesen Spass und besonders toll, weil man in einer lauen Sommernacht ganz in Ruhe ein Feuerwerk angucken kann - anders als in Deutschland im kalten Winter draussen rum zu stehen.  


Abendessen mit allen aus meinem Lab

Nach einem der zweiwoechentlichen Lab meetings haben wir beschlossen alle einmal richtig ordentlich essen zu gehen. Dafuer sind wir in ein Restaurant nahe dem Bahnhof von Aizu gefahren und haben uns sicherheitshalber auch einen Tisch reserviert, zwar gibt es in Japan echt viele Restaurants aber dafuer auch umso mehr Japaner, die gern essen gehen.
Dort haben wir erstmal die Spezialitaeten von Aizu probiert 'Bazashi' (das rohe Pferdefleisch) und 'Kozuyu' (eine Suppe mit viel Berggemuese).
Kozuyu - etwas fade aber lecker
 
So ein kleines Gemuesesueppchen ist schon was feines, auch wenn es wenig Geschmack hatte (verglichen mit so mancher deutschen Suppe).
Da wir von unserem Professor eingeladen wurden haben wir uns dann auch mal noch einen richtig leckeren, grossen Fisch gegoennt.
Suzuki-san und Hasegawa-san mit dem grossen Fisch
Ich kann mich leider nicht mehr daran erinnern, was fuer ein Fisch genau das war, aber er war wirklich total lecker. Interessant war auch, dass wir gleich so kleine Waschlappen mit dem Fisch zusammen "serviert" bekommen haben, damit man sich auch ordentlich die Haende abwaschen kann, nachdem man die Graeten entfernt hat.
Das war allerdings nur die "Vorspeise", der Hauptgang bestand dann aus Sushi und Sashimi (rohem Fisch). In Sachen Praesentation von Speisen koennten quasi alle Restaurants in Deutschland echt mal was von den japanischen lernen... Ich hab echt noch nie so ne coole Dekoration fuer Essen gesehen wie in Japan:

Rohe Fischhaeppchen serviert auf einem Boot
Alles ausser der Suppe und dem Nachtisch haben wir an meinem Tisch uebrigens geteilt - was bei so einer Auswahl echt klasse ist, weil man sich wie bei einem Buffet ueberall mal durchfuttern kann, ohne dass man am Ende auf einem Berg Essen sitzen bleibt.

Als Nachtisch haben wir dann so ein kleines Stueck Matcha-Tiramisu ausgewaehlt. Matcha ist das Pulver fuer den gruenen Tee und ich kann nur sagen, dass diese Kombination im ersten Moment vielleicht komisch klingt aber der Nachtisch hat mindestens so geil geschmeckt wie die Gaenge davor.

Isa, Ying und der Nachtisch <3
Das war wirklich ein mega lustiger Abend und Professor Pham war auch richtig gut drauf. Nach einem Bier hat er vorgeschlagen, dass wir alle zusammen campen gehen sollten - natuerlich muss man dann auf die Baeren aufpassen. Aber falls man auf einen Baer trifft kann man den ja jagen und nett grillen ;D
Bei der Vorstellung von so einem Barbecue haben selbst die etwas reservierten Japaner herzlich gelacht. 


Mittwoch, 24. Juli 2013

Alltag, Forschung und der Aufreger der Woche

Irgendwie schreibe ich hier immer nur ueber besondere Aktivitaeten und Ereignisse - natuerlich habe ich hier in Japan auch einen ganz normalen Alltag (auch wenn ich hier immer wieder kleine Abenteuer habe). Da muss ich regelmaessig einiges an Papierkram erledigen und ich verbringe viele Stunden im Buero mit Forschung.
Letzte Woche wars mal wieder besonders krass, da mussten 500 Bilder von meinem selbst geschriebenen Programm verarbeitet werden. Insgesamt hat das auf meinem langsamen Computer etwa 2 Tage gedauert.
Theoretisch kann man den Computer einfach laufen lassen aber sicherheitshalber muss man immer mal wieder drauf gucken, um das Programm neu zu starten im Falle eines Fehlers. (was zum Glueck aber in der Zeit nur ein Mal passiert ist und da konnte ich das Problem auch schnell beheben.)
Trotzdem habe ich viele Naechte im Buero verbracht und auch viele Sonnenaufgaenge beobachten koennen. Da sass ich also ganz allein im grossen Grossraumbuero und natuerlich war ich irgendwann auch zu muede zum Arbeiten... also habe ich angefangen bissel Quatsch zu machen ;D
Mein Kollege am naechsten Tisch hat so ein niedliches Stofftier an seinem Platz und mit dem habe ich einfach mal eine kleine Foto-session gemacht:
Yeah - allein im Buero
Das Stofftier heisst uebrigens ねむネコ, was so viel bedeutet wie 'schlaefriges Kaetzchen' - allerdings ist es eigentlich nur der Kopf vom Kaetzchen. Hier in Japan ist es irgendwie voellig normal, wenn Jungs auch niedliche Stofftiere oder ein rosa Handy haben, hauptsache kawaii~ (=niedlich).

Am naechsten Tag (nach einer Runde ordentlichen Schlafs) habe ich dann beschlossen, dass das schon irgendwie ziemlich unhoeflich dem Stofftier gegebenueber war - also habe ich beschlossen dem Kaetzchen ein niedliches Haus im Gegenzug zu basteln.
Europaeisches Haeuschen fuer das niedliche Kaetzchen
Mein Kollege fand das ganze uebrigens sehr witzig (auch wenn er mich jetzt sicherlich fuer bekloppt haelt xD)

Tja kommen wir zum Aufreger der Woche, der auch mich ziemlich aufgeregt hat. Das Wohnheim der Uni ist fuer mich eigentlich eine echt tolle Sache - dadurch kann ich nah an der Uni wohnen und brauchte mich weder um den Papierkrams noch um Moebel zu kuemmern. Ausserdem ist der Preis wahrscheinlich unschlagbar, da das Wohnheim ja direkt zur Uni gehoert.
Im Wohnheim gab es schon die ganze Zeit die Regel, dass man nur Maedchen in die Zimmer lassen durfte (aber der Gemeinschaftsbereich war fuer alle Geschlechter okay). In Deutschland gibt es ja auch jetzt eher selten noch Wohnheime mit komplett Geschlechter-getrennten WGs. Aber na gut, das ist halt Japan und ich habe mich damit arrangiert.
Allerdings gab es jetzt kurzfristig eine Regelaenderung wodurch nur noch Maedchen die Maedchen-WG betreten duerfen (und anders herum auch fuer die Jungs-WGs). Da fast alle meiner Freunde hier an der Uni aber maennlich sind, kann ich dadurch quasi niemanden mehr in die Kueche vom Wohnheim einladen.
So eine Regel kommt mir schon ziemlich krass vor - immerhin ist es nunmal ein Wohnheim, in dem nur volljaehrige Leute wohnen und der Kuechenbereich ist in meinen Augen echt nicht kritisch.
Im Wohnheim gibt es dadurch jetzt einen Sturm der Entruestung - immerhin gibt es Paerchen von Jungs und Maedels im Wohnheim, die dadurch nicht mal mehr zusammen Mittagessen koennen.

Ich hab fuer morgen Paul zum Mittagessen eingeladen - er kann quasi keinen Aerger bekommen, immerhin ist er nur fuer 3 Monate als Gast in Aizu und als Auslaender kann er immerhin behaupten, dass er keine Ahnung von nichts hatte (obwohl ich ihm die Lage vorher erklaert habe).

Ich habe nicht vor diese Regel so hin zu nehmen, wie sie ist - immerhin bevorzugt die Regel maennliche Bewohner, da sie an einer Informatik-Uni wesentlich mehr maennliche Freunde haben koennen, als ich je weibliche Freunde finden koennte.

Salsa-party, Volleyball und Barbecue 2.0

Nach dem Stress und meinem Kurztrip nach Osaka und Kyoto habe ich die folgende Woche etwas ruhiger angehenlassen und absichtlich wenig Zeit im "Buero" verbracht.
Donnerstags habe ich fuer die Jungs aus meinem Lab, Ying und Paul einen kleinen DVD-abend organisiert. Wir haben einen amerikanischen Film auf Englisch mit japanischen Untertiteln geguckt - ich wollte, dass wir alle mal ein bisschen angenehmes Englisch von Muttersprachlern hoeren. (Bei Paul hatte das wie erwartet wenig Lerneffekt aber er schien sichtlich froh ueber gutes Englisch zu sein ;-) )
Freitags habe ich dann mit Paul und Bektur Lasagne gekocht und danach haben wir einen witzigen schottischen Film geguckt. Dabei haben wir dann (wirklich wenig) Bier getrunken und hatten trotzdem richtig viel Spass.
Samstags habe ich ein wenig im Buero gearbeitet und habe mich gegen abend wieder mit Paul und Bektur getroffen um gemeinsam mit Anna (der Polin, die gluecklicherweise erstaunlich gut Deutsch spricht) zu einer Salsa-party zu gehen, die von Julian veranstaltet wurde. Julian hat in Aizu studiert und kommt urspruenlich aus Kolumbien (daher auch Salsa) - mittlerweile ist er als akademisches Personal zurueck an der Uni. Echt erfreulich, dass die Uni so gute Leute halten kann - das ist immer ein gutes Zeichen finde ich.
Yeah Salsa-party (Photo by Cohen)
Die Salsa-party war ein echter Erfolg und alle hatten sichtlich viel Spass - es hat mir auch richtig gut getan mal wieder ordentlich tanzen zu koennen. Leider ist meine Kamera nachts echt mies, sonst haette ich gern ein paar Fotos gemacht.
Bektur hat sich bei der Gelegenheit auch mal wieder ordentlich betrunken und angeblich kann er sich auch nicht mehr an alles erinnern - son Pech, dass er zumindest halber Asiate ist. Ich hab dafuer von der "Latino-Fraktion" gesagt bekommen, dass ich wesentlich besser tanzen kann, als man es von mir als 'steife Deutsche' erwartet hat - tja, mehrere Jahre Bauchtanz zahlen sich irgendwann doch aus ;-)

Sonntags habe ich dann richtig lange geschlafen und wieder den Nachmittag im Buero verbracht. Bektur kam dann gegen Nachmittag vorbei und wir haben zusammen Spaghetti gekocht - naja, er hat hauptsaechlich zugeguckt ;D
Gegen 5 Uhr habe ich dann mal beschlossen beim Volleyball-team vorbei zu schauen, nachdem Bektur sich das auch schon getraut hat. Das hat irgendwie mal wieder richtig gut getan und ich habe auch wieder interessante Leute kennen gelernt (vor allem Japaner versteht sich). Wie immer waren sie sehr scheu aber es hilft schon sehr, wenn man ein wenig auf Japanisch kommunizieren kann.

Montags war dann in Japan 'Marine Day' (15. Juli) deshalb gab es keine Kurse an der Uni und die Japaner haben die Zeit fuer Ausfluege genutzt. Auf der Salsa-party wurde ich netterweise von einem amerkanischen Professor zu einem Barbecue von seinem Lab eingeladen.

Wieder sind wir an den Inawashiro-See gefahren und haben am Strand gegrillt. Ich konnte mir dabei die Gelegenheit nicht entgehen lassen und habe die Gelegenheit genutzt wieder im See schwimmen zu gehen - die Wassertemperatur war echt herrlich. Die japanischen Weicheier haben sich natuerlich mal wieder am laufenden Band ueber die Kaelte beschwert ;-)

obligatorischesGruppenfoto (photo by Cohen)

Eigentlich ist es ziemlich unueblich, dass man von anderen Labs zu Aktivitaeten mitgenommen wird aber als seltener Auslaender hat man da manchmal echt Glueck :-)

Mjam mjam, wie immer lecker



Wir haben dann auch dieses lustige Spiel mit der Wassermelone gespielt. Eine Person wird ausgewaehlt, der dann die Augen verbunden werden und dann muss man sich an Hand der Stimmen orientieren und die Wassermelone mit einem Stock treffen, bis sie komplett kaputt ist. In der Regel schafft das eine Person aber nicht, wodurch meist mehrere Leute mal probieren duerfen - auch ich ;D

Der Versuch die Melone zu treffen... (photo by Cohen)

Montag, 15. Juli 2013

Kyoto - die Stadt der Tempel und Schreine

Nach der harten Arbeit habe ich dann beschlossen, dass ich auch unbedingt mal Kyoto sehen muss - immerhin ist die Stadt nach Tokio einer der groessten Touristen-Magneten Japans.
Also hab ich fuer 2 Naechte ein Bett in einem Hostel gebucht und das Hostel hat mich echt positiv ueberrascht. Es war zwar etwas schwer zu finden ansonsten aber echt super - ich hab in einem "Schlafsaal" mit 4 Betten geschlafen aber die Betten waren in so einer Art kleinen Hoehle, wo jeder einen eigenen Vorhang hatte, wenn man in Ruhe schlafen wollte. Auch die Lounge mit Kueche und die Sanitaeranlagen waren echt top.
Natuerlich habe ich es auch sehr genossen da viele Auslaender zu treffen und mal nicht von allen angestarrt zu werden - absolut angenehm nach 3 Monaten in Fukushima.

Aber erstmal schoen der Reihe nach: Auf Empfehlung von Prof. Pham habe ich dann den Doktoranden aus Muenster mitgenommen, da dieser kein Japanisch konnte und es wesentlich angenehmer ist sightseeing zu zweit zu machen.
Auf dem Weg von Osaka nach Kyoto "wurden wir geholfen" - da mussten wir nur zum Ticketautomaten hin laufen, da kam schon ein Japaner aus der Menge angehuepft und hat uns das richtige Ticket ausgewaehlt - und uns dann auch nochmal danach erklaert an welches Gleis man gehen muss.
Kaum am Gleis angekommen kam der naechste zu uns und hat uns erklaert welchen Zug wir an welchem der beiden Gleise man am besten nehmen sollte und wann wir aussteigen muessen (als koennte man so einen Bahnhof wie den Hauptbahnhof von Kyoto verpassen...). Total krass wie einem da immer alle helfen ohne dass man ueberhaupt fragen muss.
Wir sind dann zu Nijo-Castle gegangen - so einer Art Residenzpalast des Shoguns zu Zeiten als Kyoto noch Hauptstadt war (deshalb sind da auch so viele alte Tempel und Schreine). Allerdings waren dort die Informationstafeln nur duerftig mit Englisch beschriftet und man haette einen Guide gebraucht, um wirklich etwas tieferes ueber den Ort zu erfahren. Echt schade!
Leider hat dann ein heftiger Regenschauer angefangen und wir haben eine Weile im Schloss gewartet, bis wir schliesslich in ein Restaurant in der Naehe gefluechtet sind. Mit meinen Japanisch-Kuensten konnte ich dann dem Kellner erklaeren, dass der deutsche Doktorand Vegetarier ist, das ist echt schwierig bei japanischer Kueche, da in der Regel Fisch oder Fleisch bei den Gerichten dabei ist. Wir haben dann eine Nudelsuppe bestellt, bei der extra das Fleisch durch Ei ausgetauscht wurde.
Danach waren wir noch am goldenen Tempel und Kaffee-trinken an der Shopping-Meile von Kyoto. Gegen 18 habe ich dann im Hostel eingecheckt, mich von dem Doktoranden verabschiedet und mich mit einer Freundin getroffen, die mit mir in Greifswald studiert hat und jetzt fuer fast ein Jahr in Kyoto gelebt hat.
Wir waren zusammen in einem all-you-can-eat-Restaurant im Zentrum von Kyoto und ein klein wenig shoppen. Hauptsaechlich haben wir uns natuerlich ueber unser Leben in Japan unterhalten und was wir bisher so alles erlebt haben.
Gegen 22 Uhr war ich sass ich dann total erschoepft in der Lounge von meinem Hostel und habe mich mit einigen Auslaendern unterhalten und dabei auch eine kleine Reisegruppe an japanischen Studenten kennen gelernt.
Am naechsten Tag habe ich dann ein kleines Fruehstueck im Hostel gegessen (das war bei 30 Euro Uebernachtungsgebuehr inclusive - echt cool). Danach wollte ich dann allein auf eigene Faust Kyoto erkunden - allerdings bin ich nur nach 200 Metern in die japanische Reisegruppe vom Vorabend gestolpert. Mit denen bin ich dann ins Aquarium von Kyoto gegangen und danach mit dem Zug zu einem Tempel ausserhalb der Stadt.
Tempel mit vielen roten Toren

Es war echt super, dass ich nicht alleine sein musste, allerdings war es auch anstrengend sich einen ganzen Tag nur auf Japanisch zu unterhalten und es war eine echte Herausforderung fuer mein Gehirn nach dem ganzen Deutsch am Tag davor. Wenn ich bedenke wie schwer es am Anfang noch fuer mich war mich ordentlich selbst vorzustellen, ist das schon eine beachtliche Entwicklung meiner Japanisch-Kenntnisse.
Am abend war ich noch ein wenig allein shoppen und wurde von den Japanern zu einem Barbecue eingeladen. Am naechsten Tag ging es dann leider schon wieder zurueck nach Aizu - aber ein bisschen froh war ich dann schon wieder von diesen riesigen Menschenmengen weg zu kommen. In Aizu ist es im Vergleich wesentlich friedlicher und entspannter.

Konferenz in Osaka

Dann war der Tag der Konferenz gekommen und ich war wieder erstaunlich ruhig, obwohl der Vortrag noch nicht auf dem Niveau der anderen Vortraege war.
Die Konferenz fand im Herzen von Osaka in einem riesigen Konferenzzentrum statt.
Im Konferenzzentrum (photo by Ying Chen)
Ich hab mir fuer den Tag extra ein niedliches Kleid gekauft - ich dachte, dass ich dann vielleicht wenigstens mit etwas positiv auffallen kann. Immerhin waren dort ausser Ying aus meiner Forschungsgruppe sonst keine Frauen in unserem Workshop und auch insgesamt waren wohl nicht so mega viele Frauen da.
Es war auch an dem Tag ziemlich heiss aber das Konferenzzentrum war angenehm klimatisiert.
Unser Workshop fand im 12. Stockwerk statt, in einem relativ kleinen Seminarraum. Ich schaetze mal, dass etwa 20 Forscher da waren - die meisten davon kannten Professor Pham schon.

Aussicht ueber die Innenstadt von Osaka
Die meisten Teilnehmer aus dem Workshop waren aus Asien (Korea, China und Japan vor allem) allerdings war ein Doktorand aus Muenster und ein Professor aus Magdeburg dabei. Schon merkwuerdig, wenn man nach so langer Zeit wieder so viel auf Deutsch redet aber irgendwie auch schoen mal ein bisschen was vom gesammelten Japan-Wissen weiter geben zu koennen.
Ich hab mich an viele Besonderheiten mittlerweile schon gewoehnt - da kommt man sich schnell wie ein Einheimischer vor ;D
Beim Vortrag (photo by Ying Chen)
Irgendwann am Nachmittag wars dann auch Zeit fuer meinen Vortrag und ich habe immerhin auch die schwierigen Woerter halbwegs gut ausgesprochen (hoffe ich zumindest). Es ist auch, glaube ich, niemand waehrenddessen eingeschlafen. Am Ende gab es dann noch ein paar fiese Fragen - offenbar habe ich einen kleinen Fehler in der Praesentation gehabt und insgesamt ist den Experten natuerlich aufgefallen, dass einige Methoden noch relativ simpel waren (insbesondere die Klassifizierung der Objekte).
Am Ende habe ich dann in den Gespraechen mit einzelnen Teilnehmern aber gute Kritiken bekommen nur mein Professor war etwas unzufrieden, da er gerne etwas besser ueber meine Methoden Bescheid gewusst haette - in meinen Augen war das in dem Stress vor dem Vortrag aber kaum machbar. Daher macht mir diese Kritik im Augenblick nicht wirklich was aus.

Nach dem ganzen Stress bin ich dann mit Ying in Osaka ins "Spa World" gegangen - so eine Art Riesen-Onsen. Wir waren im "Europa"-Bereich, wo jeder Raum nach einem bestimmten Land gestaltet war (Deutschland gabs allerdings nicht, dafuer Atlantis...) und wir haben in etwa 10 verschiedenen Becken gebadet. Wie immer natuerlich nackt, in dem Fall war aber logischerweise der komplette Bereich nur fuer Frauen geoeffnet.
Es gab ein Becken mit echt heissem Wasser, das mit Kraeutern behandelt wurde und in einem Becken roch das Wasser nach Milch und Honig. Da fuehlt man sich irgendwie gleich wie eine Prinzessin. :-)
Im "Skandinavien"-Raum waren wir dann in einer Sauna, die von aussen aussah wie eine Holzhuette irgendwo im tiefsten Wald - nur die Baeume sahen extrem unecht aus.
Leider durfte man keine Kameras mit reinnehmen und daher gibt's nur ein Foto vom Abendessen nach dem Bad in der Wellnessoase:
Original Okonomiyaki (links) und italienische Pasta (rechts) (photo by Ying Chen)

Abends bin ich dann echt mega muede ins Bett gefallen und habe super gut geschlafen - obwohl ich immernoch Probleme mit der Klimaanlage habe. Bisher bin ich davon noch nicht krank geworden, aber gut fuehle ich mich nicht dabei. 

Montag, 8. Juli 2013

Osaka, Osaka!

Tja jetzt kommen wir zu dem Grund warum ich in den letzten Wochen keine grossen Berichte mehr posten konnte - eine Forschungskonferenz in Osaka. Urspruenglich wollte mein Professor da mit zwei seiner Post-docs da hin. Allerdings ist einer der beiden nach Vietnam zurueck gekehrt und dadurch war der Platz bei der Konferenz frei geworden. Allerdings muss man solche Vortraege auf internationalen Konferenzen in der Regel relativ lange vorbereiten - also zumindest die Forschung dazu. In meinem Fall habe ich meine ersten zwei Monate hier nur damit verbracht ein wissenschaftliches Paper im Bereich der Bioinformatik zu schreiben - was inhaltlich nicht wirklich zu meinem Lab fuer medizinische/biologische Bildanalyse passt. Natuerlich gibt es genug Moeglichkeiten das im Bezug zu meiner Masterarbeit zu rechtfertigen - immerhin ist es ein fuer ein rennomiertes wissenschaftliches Journal - trotzdem ist es nichts, was man auf so einer Konferenz vorstellen koennte.
Am Tag vor meinem Geburtstag bin ich ja mit meinem Professor nach Fukushima city gefahren und auf der Fahrt hat mein Professor spontan beschlossen mich auf die Konferenz mitzunehmen und mir damit ein wahnsinniges Pensum auferlegt. Immerhin hatte ich ja noch gar nichts, was ich vorstellen koennte und eigentlich auch keine Vorkenntnisse in dem Bereich - bis zur Konferenz waren es da noch 3 Wochen.
Also habe ich im Eilverfahren ein Programm geschrieben, um bestimmte Dinge (Zellorganellen) auf mikroskopischen Aufnahmen von Zellen zu erkennen. Dabei habe ich bekannte Verfahren verwendet und versucht diese auf eine moeglichst sinnvolle und neue Art zu kombinieren. Am Ende hatte ich sogar relativ gute Ergebnisse (allerdings nur fuer ein einzelnes Bild - das war alles, was ich zu dem Zeitpunkt zur Verfuegung hatte).
Insgesamt war das nicht nur sehr viel Arbeit (und viele Nachtschichten im Buero) sondern es war auch kein gutes Gefuehl so wenig Zeit fuer den ersten Vortrag bei so einer Konferenz zu haben. Ich haette mir da gern mehr Zeit genommen - so war es wirklich sehr schwer das notwendige Selbstvertrauen aufzubringen sich mit quasi nichts vor eine Menge an internationalen Forschern zu stellen.
Nach den 3 Wochen voller Selbstzweifel und harter Arbeit bin ich dann einen Tag vor der Konferenz mit Ying in den Zug nach Osaka gestiegen und ich war erstaunlich ruhig.
Ich muss an dieser Stelle jetzt nochmal die japanischen Zuege loben - die waren bisher immer alle perfekt puenktlich, sauber und man hat eine ungewohnt grosse Beinfreiheit. Im Zug konnte man sich dann ein super tolles Bento kaufen - viel besser als in jedem deutschen Zug.

Mittagessen im Zug - superlecker!!
In Osaka sind wir dann nach etwa 6 Stunden angekommen - bei der langen Distanz allerdings eine gute Zeit, mit dem Auto haette man wahrscheinlich wesentlich laenger gebraucht (auch mit jedem Bus).
Mit Ying habe ich dann im Hotel eingecheckt und wir sind danach los gezogen, um ein Restaurant zu suchen.
Die Hafenstadt Osaka
 Wir haben ein kleines niedliches Restaurant ausgesucht und dort so eine Auswahl an kleinen Huehnchenspiessen ausgewaehlt. Diese Haeppchen-Mentalitaet ist wirklich toll, um in kurzer Zeit eine ganze Bandbreite an Gerichten auszuprobieren. Die japanische Kueche ist echt super :-)
Im Yukata auf in den hoteleigenen Onsen
Wir haben ein Hotel ausgesucht, das einen eigenen Onsen hat. Daher gab es dann im Hotelzimmer auch gleich einen Yukata (so eine Art schlichten Kimono - als Ersatz fuer einen Bademantel) und die lustigen japanischen Badeschlappen.
So ging es dann runter in das Untergeschoss zur heissen Quelle. Diesmal allerdings wie erwartet brav getrennt fuer Frauen und Maenner, denn man musste den Onsen wie immer nackt betreten.
Dort gab es zwei relativ kleine Becken - dafuer war das Wasser umso heisser, ueber 40 Grad! Da haelt man es wirklich nicht lange aus. Trotzdem tut auch so ein kurzes Bad unglaublich gut, danach fuehlte sich meine Haut viel glatter und weicher an :-)

Gegen 10 Uhr sind wir dann auf unsere Zimmer, um ein letztes Mal unsere Presentationen zu checken und frueh schlafen zu gehen fuer die grosse Konferenz am naechsten Tag.

Yamagata - Kirschenfuttern

Wie viele vor mir bin ich dem Eindruck erlegen, dass man in Japan eine totale Unmenge an Kirschen im Sommer haben müsste - immerhin haben Kirschbäume in Japan eine große Bedeutung und im Frühling scheint es, als wäre Japan komplett mit ihnen zugepflastert. Allerdings sind die Bäume mit den weiß-rosa Blüten nur zum Angucken, sie tragen gar keine essbaren Früchte.
Daher gibt es also nur in bestimmten Gegenden in Japan wirklich Kirschbäume und dementsprechend auch Kirschen. Einer der Jungs vom Outdoor-Club hat daher einen Ausflug nach Yamagata organisiert zum Kirschenessen.
Los ging es zwar erst um 9 Uhr morgens aber es war trotzdem hart fuer mich so frueh aufzustehen, da ich am Tag davor bis um 3 Uhr morgens im Buero sass und versucht habe brauchbare Ergebnisse zu produzieren.
Obwohl der Ausflug fuer 10 Leute geplant war, sind an dem Tag nur 5 Leute gekommen - keine wirklich gute Quote aber anscheinend sind viele Studenten im Moment sehr beschaeftigt (keine Ahnung womit xD).
Wir sind etwa 2 Stunden bis nach Yamagata (einer der Nachbar-Praefekturen von Fukushima) bis in ein relativ kleines Dorf zu einer Art Bauernhof gefahren. Dort gab es dann einen abgeschirmten Bereich mit Kirschbaeumen, wo man fuer etwa 10 Euro so viele Kirschen essen konnte wie man wollte. (Allerdings durfte man keine Taschen oder Rucksaecke mit rein nehmen.)
Die Kirschen waren lecker aber noch nicht wirklich suess - die Jungs haben dann Kirschkernweitspucken gemacht und waren sichtlich peinlich beruehrt als ich sie dabei gesehen habe. Offensichtlich etwas, was man Maedchen/Frauen in Japan nicht zutraut. (Es waren ausser mir da nur 4 japanische Kerle dabei, weshalb ich die ganze Sache nicht so krass fand aber naja)
Da das Kirschenessen nicht wirklich lange gedauert hat, haben wir uns noch einen relativ grossen Tempel in der Naehe angeguckt.
Am Tempel mit den Jungs im Outdoor-Club
Irgendwie war der Tempel nichts wirklich besonderes aber um den Tempel herum gab es aussergewoehnlich viele Statuen und Gedenksteine. Teilweise konnte ich aber nicht herauslesen worum es bei den einzelnen Texten genau ging aber die Japaner haben das glaub auch nicht wirklich gewusst.
Der Tempel

Gedenkstein fuer X (Einfach zu viel text....)

Die Jungs hatten sichtlich viel Spass dabei fuer die Kamera zu posieren und daher wurde auch der Ausflug noch richtig witzig.

Statue und meine 3 Supermodels




























Auf dem Heimweg haben wir dann noch an so einem kleinen, traditionell japanischen Restaurant angehalten, um eine der lokalen Varianten der "Nudelsuppe" zu probieren. Absolut lecker!!