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Dienstag, 11. Juni 2013

Forschungs-Kurztrip nach Fukushima-city

Bevor ich etwas über meinen Kurztrip nach Fukushima-city erzähle hier erstmal noch ein paar Impressionen von Sonntag abend:
Da war ich zur rechten Zeit auf dem Weg zu einem Supermarkt, um diese tollen Eindrücke zu sammeln - da muss ich echt sagen, dass ich echt kein Meer brauche, wenn ich solche tollen Berge, um mich herum habe :-)
mit traditionellem japanischen Haus (und Ampel...)
Montags sollte es dann los gehen nach Fukushima-city für einen Vortrag von meinem Professor, da der Vortrag so spät abends war (die Ärzte haben ja keine Zeit sonst) hat die Uni für mich die Übernachtung im Hotel übernommen (und sonst auch die Reisekosten und so).
Mein Professor und ich sind dann schon Mittags in Aizu aufgebrochen und mit einem Bus direkt bis nach Fukushima-city gefahren - das hat etwa 1,5 Stunden gedauert - obwohl wir über die Autobahn gefahren sind.
Da haben wir dann erstmal im Hotel eingecheckt und haben unsere Sachen aufs Zimmer gebracht. Die Gastuni (Fukushima Medical University) hat da echt ein ganz nettes Hotel für uns ausgesucht.
nettes Zimmer im Hotel
Nach einem kurzen Mittagessen ging es dann weiter, mit einem Stadtbus, zum Universitätskrankenhaus von Fukushima-city. Da wir dann etwa eine Stunde zu früh am Krankenhaus waren, haben wir uns noch ein Getränk im Cafe gegönnt und haben dann unseren Weg zu dem Seminarraum gesucht.
Zwei sehr hilfsbereite Ärzte haben uns dann bis zum Eingang vom Raum gebracht und mein Professor konnte seinen Vortrag rechtzeitig beginnen. Es ging in dem Vortrag nur um seine bisherige Forschung (die sehr vielfältig ist) aber sich in der Regel immer mit Biologie oder Medizin als Anwendung zusammenfassen lässt.
Der Vortrag selbst war aber eher nebensächlich, meine Hauptaufgabe war es einen guten Eindruck zu machen und den Ärzten zu vermitteln, dass wir das Wissen haben deren Probleme zu lösen (zumindest im unserem Forschungsbereich).
Mein Professor hat mit seinem Vortrag aber natürlich die Hauptarbeit geleistet und bei einer Besprechung konnte ich heraushören, dass meine Forschungsgruppe wohl stärker mit den Ärzten von dieser Universität zusammenarbeiten wird.
Aussicht von dem Hotelzimmer aus
Aber noch wichtiger war dann noch das Geschäftsessen nach dem Vortrag - zu dem ich höflicherweise auch mitgenommen wurde - eigentlich ein ziemliches Wagnis. Die Gesellschaft in Japan ist stark hierarchisch geprägt, normalerweise würden Studenten nicht zu so einem wichtigen Essen mitgenommen werden. Als hübsche Ausländerin konnte ich aber gerade noch toleriert werden und so saß ich kurz darauf in einem relativ guten japanischen Sushi-Restaurant mit vier relativ ranghohen Ärzten und meinem Professor.
Es war dann auch eine echte Challenge - immerhin musste man auf Knien sitzen (ich auch noch mit Rock) und relativ schwierige Häppchen mit Stäbchen essen - allerdings konnte ich das nach dem vielen Üben ziemlich gut meistern. Auch hier konnte ich wieder meinen Joker rausholen und mit meinen 4 Sprachen (und vor allem meinem Japanisch) bei den Ärzten punkten.
Ansonsten habe ich mich aufs Essen konzentriert und versucht nur hin und wieder ein paar höfliche Sätze zu dem Gespräch beizutragen. Ich hingegen war im ersten Moment überrascht vom relativ hohen Englisch-Niveau der Ärzte aber im Laufe des Abends habe ich dann mitbekommen, dass viele von ihnen längere Zeit in Amerika gelebt haben.
Während des Essens (das etwa 2 Stunden gedauert hat) gab es Bier und Sake. Man hat uns erzählt, dass wir an dem Abend einen der besten Sake von der ganzen Region probiert haben und ich muss ehrlich sagen, dass ich den Sake in Deutschland nicht so gern mochte. Allerdings ist der Sake in Japan sehr viel klarer im Geschmack und eher süßlich, statt der leichten bitteren Note, die man in Deutschland sonst hat.

Das Essen war dann so gegen 22 Uhr vorbei - die Ärzte wollten schlafen gehen. Ich hab nur einen Abend mit ihnen verbracht und trotzdem ist mir mal wieder klar geworden, dass ich nur ungern mit ihnen tauschen würde, auch wenn ich Medizin und Biologie total spannend finde - aber die Arbeitsbedingungen müssen echt hart sein.
Nach einem kurzen Zwischenstopp im Hotel bin ich mit meinem Professor dann weiter gezogen zu einem relativ rustikalen Restaurant, um da quasi so ein Geburtstags-dinner zu haben. Da wir aber schon vorher recht viel gegessen haben, haben wir nur etwas gebratenes Geflügelfleisch und überbackene Tomaten bestellt. Oh... und eine ganze Flasche supersüßen Rosé. (Am Ende war ich auch echt wieder gut angetrunken nach dem Bier und dem Sake im Restaurant davor.)
Professor Pham und eine angetrunkene Isa ;D
Die Bedienung war typisch Japanisch auch wieder unglaublich freundlich und hat mit Händen und Füßen versucht mit uns zu kommunizieren - das war wirklich super nett.
Am Ende haben wir zum Nachtisch auch noch quasi einen Gruß aus der Küche bekommen:
Ich weiß nicht so genau woher die Bedienung in einem Restaurant in einer anderen Stadt davon weiß, aber meine Universität in Aizu feiert dieses Jahr ihr 20-jähriges Bestehen - und meine Uni ist mit etwa tausend Studenten auch nicht mal wirklich groß. (Essen konnte man bei dem Nachtisch übrigens nur die beiden kleinen, gelben Gelee-Klösschen. )
Man hat uns dann auch noch so eine Art VIP-Karten für das Restaurant gegeben, damit wir das nächste Mal Rabatt bekommen, wenn wir hingehen. (und da eine Zusammenarbeit mit der Fukushima Medical University nicht unwahrscheinlich ist, könnte das tatsächlich auch in nährer Zukunft tatsächlich passieren, dass wir wieder in das Restaurant gehen ;D)
Als wir dann das Restaurant verlassen wollten, kam die Bedienung dann noch mit zum Ausgang und hat uns noch ein letztes kleines Geschenk mitgegeben - ein kleines Schälchen mit Paste für Misosuppe.

Mein Professor hat mir an dem Tag dann auch erzählt, dass sich viele Leute wundern, wieso ein Top-Forscher aus Australien an so eine kleine Uni mitten im Nirgendwo kommt. Aber es sind genau diese Menschen hier in Fukushima - diese unglaubliche Freundlichkeit und Herzlichkeit sobald sie ihre Scheu überwunden haben.

In der Nacht habe ich aber nicht so gut geschlafen - es war relativ heiss (und ich habe etwas Zeit gebraucht mich zu überwinden die Klimaanlage anzumachen aber das Fenster liess sich nicht öffnen) aber am nächsten Morgen war ich trotzdem relativ frisch und ich habe die Gelegenheit genutzt, um ein Bad zu nehmen, weil wir im Wohnheim ja nur Duschen haben.
Freundlicherweise war dann sogar das Frühstück im Hotel von der Uni bezahlt und ich habe mir ein (halbwegs originales) europäisches Frühstück gegönnt. Beim Frühstück habe ich mit meinem Professor dann über die Zukunft gesprochen und er scheint bisher wirklich zufrieden mit meiner Arbeit zu sein.
Eigentlich war mein ganz ursprünglicher Plan ja nur ein Urlaub in Japan gewesen, der wurde dann auf ein Semester in Japan ausgeweitet und mit meiner Bewerbung in Aizu dann auf den kompletten Master. Kaum war ich dann hier wurden meine Pläne dann auf den Master+PhD ausgeweitet.
Jetzt hat mir mein Professor eröffnet, dass ich so lange in seinem Lab bleiben kann, wie ich möchte (also auch als Postdoc und später als Assistenz-Professor). Man muss dazu sagen, dass er das System in Deutschland kennt, wo wissenschaftliche Mitarbeiter in der Regel alle 2 bis 3 Jahre die Uni wechseln müssen. Es ist schon beruhigend zu wissen, dass ich theoretisch so lange bleiben kann wie ich will.
Beim am Abend davor Abendessen hat er er mir auch empfohlen, dass ich doch einen Japaner heiraten soll ;D Mal sehen ...

Nach dem Frühstück bin ich dann mit dem Bus zurück nach Aizu gefahren und mein Professor mit dem Zug weiter nach Tokio zu einem Treffen mit einem anderen strategischen Partner von unserer Forschungsgruppe.

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