The University of Aizu Haupteingang

Montag, 29. April 2013

Hajimete Teil 1: Das erste Mal im japanischen Kino

Wie der Titel vom Post verrät, war das ein äußerst aufregender Tag und ein krass langer mit dazu... ich war da etwa 24 Stunden am Stück wach.
Gegen 6 Uhr morgens bin ich vor Vorfreude (und wegen einer verstopften Nase) aufgewacht - immerhin hatte ich zum ersten Mal seit 4 Wochen geplant die Stadt zu verlassen. Leider nicht ganz freiwillig... ich wollte nämlich den neuen Film von Detektiv Conan sehen und habe dann feststellen müssen, dass es kein einziges Kino in Aizu-Wakamatsu gibt.
Also habe ich Abe-senpai gefragt und er hat eingewilligt mich mit dem Auto nach Koriyama zu fahren und mit mir ins Kino zu gehen. Viele Sachen funktionieren hier einfach wesentlich einfacher, wenn man einen der "Eingeborenen" mitnimmt. ;-)
Also wurde ich um 10 Uhr von Abe-senpai und Hasegawa-san (beide in meinem Forschungslabor, Fotos siehe Post davor) abgeholt und wir sind etwa eine Stunde nach Koriyama gefahren, wo ich schon vor 4 Wochen ein Wochenende verbracht habe.
Da könnte man sich natürlich fragen wieso wir schon um 10 los gefahren sind, obwohl wir eigentlich nur ins Kino wollten... tja in Japan ist die erste Vorstellung meist um 10 uhr und wir waren in der 12:20 Vorstellung. Abends gehen dann kaum noch Leute in die Vorstellungen - das Hauptgeschäft wird offenbar mittags gemacht.
Plakat zum Film, Quelle: http://cdn.myanimelist.net/images/anime/4/47419.jpg
Wieso ich einen Kinderfilm unbedingt sehen wollte? Tja, das ist mittlerweile der 17. Film und ich habe alle 16 Filme davor schon gesehen, für mich hört sich das an wie eine logische Schlussfolgerung auch den neusten Film sehen zu wollen ;-) Das Gute an dem relativ einfachen Inhalt ist natürlich die Verständlichkeit - immerhin sind alle Filme hier natürlich komplett auf Japanisch ohne jegliche Untertitel. Besonders anspruchsvolle Filme sind für mich da quasi noch ein Tabu.

Der Film war wie erwartet auch echt gut und ich habe vielleicht so 20% vom gesprochenen Text verstanden aber die Bilder haben fürs gesamte Verständnis natürlich auch sehr geholfen. Witzigerweise habe ich mehrmals statt "detective" das Wort "ditective" gelesen - vermutlich hat das aber außer mir im ganzen Kino niemand gemerkt ;D
Offensichtlich hatten auch die beiden Jungs aus meinem Büro Spaß beim Gucken, obwohl der Kinosaal sonst nur mit Eltern und deren Kinder gefüllt war.

Als wir dann um 3 Uhr aus dem Kino kamen, waren wir echt hungrig und ich habe dummerweise vorher gesagt, dass ich gern Gemüse esse... deshalb haben sich die beiden Jungs dann einen abgebrochen ein Restaurant mit möglichst viel Gemüse für mich zu finden ;D
Am Ende sind wir in einem echt tollen Restaurant mit riesigem Buffet gelandet, da gab es wirklich eine breite Auswahl an japanischen und westlichen Köstlichkeiten. Trotzdem waren die beiden echt diszipliniert beim Essen - eine Fressorgie war das definitiv nicht.

Schließlich sind wir noch in einen Laden für Manga und Anime gegangen und ich hätte so gerne etwas gekauft aber im Moment bin ich einfach zu langsam, um wirklich ernsthaft viele Manga zu lesen. Außerdem hat mir Hasegawa-san versprochen mir ein paar Bände vom Manga meines Lieblingsanimes (Chihayafuru) auszuleihen - damit bin ich dann fürs erste versorgt ;-)

Auf dem Nachhauseweg ist Abe dann einen besonderen Weg gefahren, um mir von einem Hügel aus die glänzende Stadt zu zeigen. Dabei habe ich dann auch gelernt, dass "kira kira" glänzen bzw. glitzern bedeutet.

Wir waren dann so gegen 7 zurück im Wohnheim und ich habe die Jungs dann noch eingeladen ein paar Fotos von meinen Reisen nach Spanien und Australien anzugucken. Es ist jedes Mal total niedlich zu sehen wie sehr sich die Japaner darum sorgen in ein fremdes Heim/Auto einzutreten. Die standen ewig an der Türe rum und haben sich entschuldigt und verbeugt, bis sie dann rein gekommen sind.

Irgendwie hatte ich in Greifswald nur ein kleines 1-Zimmer Apartment, wo sich meine Freunde immer ganz selbstverständlich auf mein Bett gesetzt haben und hier brechen sich alle einen ab nur wenn sie ein fremdes Haus betreten. Das ist schon eine ziemliche Umstellung.
Aber irgendwie ist diese Höflichkeit auch sehr schön, weil man sieht, dass sich der andere dessen bewusst ist, dass er in die Privatsphäre von jemandem eindringt.

Hanami die Zweite

Naja Japan wäre nicht Japan, wenn die Leute nach schon einem Mal genug Kirschblüten gesehen hätten. Außerdem gehen hier alle Forschungsgruppen traditionell zum Hanami.
Leider war es immer noch so kalt, deshalb haben wir beschlossen in einem Restaurant zu essen und erst danach zum Schloss zu gehen.
In der Gruppe dabei waren Professor Pham, die Postdoktorandin Ying, Abe-senpai, Tomofusa (mein Prof nennt ihn fälschlicherweise immer Tofu), Haga (mein Prof nennt ihn aber eher Hägar), Matsui und Suzuki (der aber wegen Krankheit nicht mitgekommen ist.).
Von links: Haga, ich ;D, Abe-senpai, Pham-sensei
Wir waren in einem westlichen Restaurant - was insbesondere für Professor Pham gut war, der sich bis zum Schluss auch so kaum entscheiden konnte, was er zum Abendessen haben wollte.
Am Ende waren aber alle echt glücklich mit dem Essen und Abe-senpai hat mir sogar sein Kuchenstück überlassen ohne dass ich fragen musste - das ist die krasse Freundlichkeit der Japaner.
Von links: Matsui, Hasegawa und Ying
Danach sind wir natürlich trotzdem noch zum Schloss gegangen, um die Kirschbäume anzugucken und ein Gruppenfoto machen zu lassen. Leider nicht mit meiner Kamera, deshalb hier nochmal ein schönes Foto vom Schloss und der Illumination.


Am Tag darauf habe ich dann gemerkt, dass ich mir eine Erkältung eingefangen habe und deshalb waren Freitag und Samstag eher langweilig. Ich habe irgendwann dann nur festgestellt, dass ich mir die Erkältung nicht etwa wegen dem Hanami eingehandelt habe...
Hier im Wohnheim gibt es so typisch japanische Fenster, die man aufschieben muss. Sobald das Fenster aber senkrecht ist, erwarte ich erfahrungsgemäß, dass es geschlossen ist. Leider habe ich nicht gemerkt, dass mein Fenster aber 2 Tage lang auf einer Seite (hinter dem Vorhang) weit offen stand... Kein Wunder, dass man sich dann bei der Kälte eine Krankheit einhandelt ;D

Dienstag, 23. April 2013

Hanami - "Kirschblütenglotzen"

Erstmal wurde ich Sonntags von einem Studenten und meiner Betreuerin von der Wohnheims-WG zu einem Laden für Handys gebracht, da mein Handy aus Deutschland hier in Japan natürlich nicht funktioniert (und auf Dauer auch viel zu teuer wäre.)
Dort haben wir dann erstmal ein Handy ausgesucht - was etwa eine Stunde gedauert hat. Immerhin gibt es da auch verschiedene Preiskategorien... Am Ende habe ich ein sehr günstiges genommen. Dann haben wir einen Vertrag zusammen gestellt (was auch wieder ewig gedauert hat.) und dann haben wir festgestellt, dass ich nicht nur meine Residence Card zeigen musste, sondern auch noch meinen Reisepass. Also mussten wir nochmal zurück ins Wohnheim fahren und den Pass holen.
Nach etwa 4 Stunden konnte ich dann mein Handy mitnehmen - natürlich funktioniert das nur auf Japanisch und man kann auch Nachrichten nur mit japanischen Schriftzeichen schreiben. Da folge ich mal wieder dem "learn it on the hard way"-Prinzip aber ich hoffe, dass mir so etwas hilft schnell Japanisch zu lernen.

Montags habe ich dann die Übungsaufgaben für den einen Kurs kontrolliert und ich war bisweilen echt ein wenig überrascht - Selbst die einfachen Aufgaben von der ersten Woche schienen einigen echt schwer gefallen zu sein. Da bin ich mal gespannt wie sich das entwickelt...^^
Die Anzahl der Studenten ist jetzt schon mal von 24 auf 17 gesunken. (Englisch schreckt doch einige ab)

Gegen 6 Uhr bin ich dann zum Haupteingang der Universität gelaufen, um von dort mit dem Outdoor-Club zum taditionellen Hanami zu gehen. Dazu sind wir teils mit dem Fahrrad und mit dem Auto (ich konnte zum Glück einen Platz im Auto ergattern) zur Burg von Aizu-Wakamatsu gefahren.

Dort war es natürlich schon dunkel aber die Burg und die Kirschbäume waren hell angeleuchtet und das war wirklich total schön.
ein Wald aus Kirschbäumen :-)
Direkt unter einigen Kirschbäumen vor der Burg haben wir dann ein Picknick gemacht und bei geschätzt etwa 40 Leuten war auch wirklich was los. Ich habe mich viel mit Makino-san unterhalten, der ziemlich gut Englisch konnte und zwischendurch auch mit einigen anderen auf Japanisch.
(Dort bin ich übrigens der hübschen "Dame" in rosa von dem lustigen Bingo-Spiel von vor 2 Wochen wieder begegnet und er hat sich sogar an mich erinnert, obwohl ich nur irgendwo in der Menge stand... ich steche hier halt doch überall heraus :/ )
Wieder hatte ich das Gefühl, dass man sich sehr viel um mich gekümmert hat.
Achja und dann musste sich auch noch jeder selbst auf Japanisch vorstellen und zum Glück konnte ich genug anderen zuhören, um selbst ein paar einfache Sätze bilden zu können. Natürlich waren alle bei mir besonders gespannt und ich glaube einige waren auch echt überrascht, dass eine (offensichtliche) Ausländerin wie ich mich überhaupt auf Japanisch unterhalten konnte.

Unser Blick auf die Burg
Es sind solche Abende, die mich manchmal vergessen lassen wie schwierig es immer noch ist für mich auf Japanisch etwas zu erzählen. Manchmal liege ich abends wach und überlege wieso ich nicht härter an meinem Japanisch gearbeitet habe, als ich noch in Deutschland war.
Ich freue mich schon auf den Mai, wenn hier endlich die Japanisch-Kurse an der Uni anfangen und ich hoffentlich in kurzer Zeit schnell weiter komme.

Morgen will ich einen Käsekuchen backen, mal sehen, ob das was wird ;D

Sonntag, 21. April 2013

Schnee und Blüten

Die Woche ging mal wieder relativ normal zu Ende und nach der vielen Arbeit für den Report war ich auch irgendwie erschöpft. Also beschloss ich das Wochenende mal zu genießen und am Freitagabend wollte ich irgendwas lustiges machen. Irgendwie schien facebook ausgestorben zu sein und ich bin einfach mal spontan in eine der anderen WGs gegangen und prompt bis 3 Uhr nachts hängen geblieben.

Am nächsten Tag war ich dann um 2 Uhr mittags mit Bektur und Yuhei zum Anime gucken verabredet und wir haben so etwa 2 Stunden verbracht, obwohl wir eigentlich nur einen Anime wirklich geguckt haben.
Ich glaube das war vor allem für Bektur ziemlich gut, weil er relativ isoliert ist - er spricht leider so gut wie kein Japanisch.

Abends gab es dann in einer der WGs eine Okonomiyaki-party.
Sieht komisch aus, ist aber mega lecker
Ich kann immer noch nicht so ganz beschreiben was Okonomiyaki genau ist, aber es ist so ne Art Gemüsepfannkuchen und das wird dann noch immer hübsch mit einer dunklen Soße, viel Majonaise und getrocknetem irgendwas verziert und dann meist auch sofort gegessen.
Davon könnte ich echt ewig essen wenn ich nicht satt werden würde ;D

Am nächsten Tag bin ich aufgewacht und es war in meinem Zimmer ungewöhnlich kühl - immerhin hatte es vor ein paar Tagen noch 20 Grad und ich bin im Sommerkleid rum gelaufen.
Ein Blick aus dem Fenster hat mich dann doch etwas schockiert:
vom Eingang des Wohnheims aus fotografiert
Irgendwie ist das schon ein merkwürdiges Wetter hier... Innerhalb von wenigen Tagen ändern sich die Temperaturen um etwa 15 Grad. Für Dienstag ist auch schon wieder 15 Grad angesagt während es heute so etwa 0 Grad hat.
Ich hab die Chance dann genutzt und habe einige echt seltene Aufnahmen gemacht:
Im Park der Universität
Hier hat die Kirschblüte erst vor 2 Tagen wirklich angefangen (deshalb will ich morgen auch zum Hanami - so einer Art Kirschblütenparty)
Selbst die wunderschönen Kirschblüten waren vom Schnee bedeckt - total schön :)

Bleibt zu hoffen, dass die Blüten jetzt nicht alle abfallen. Ich war die letzten Tage echt zu beschäftigt wirklich Fotos von den Blüten zu machen.
Ich hoffe auch, dass es nicht noch mal schneit... immerhin ist es jetzt schon Ende April und ich habe meine Wintersachen vorerst in Deutschland gelassen :/

Donnerstag, 18. April 2013

Die ersten Vorlesungen

Fuer mich begann also die erste Woche mit Vorlesungen und ich habe mir fuer dieses Semester 4 Vorlesungen ausgesucht. Im Prinzip ist das auch gar nicht viel, da alle Vorlesungen 2 Termine mit je 90 minuten pro Woche beinhalten.
Montags hatte ich dadurch frei und konnte in einem Buch lesen, das mir Professor Pham gegeben hat. Gegen 15 Uhr habe ich dann noch bei ihm im Buero vorbei geschaut, um mir weitere Arbeitsanweisungen abzuholen.
Die Abende im Wohnheim sind entweder sehr gesellig oder ruhig, dazwischen gibt es kaum etwas. Die beiden anderen internationalen Studentinnen in meiner WG sehe ich fast nie, hoechstens wenn sie sich in der Kueche schnell etwas kochen.
Dienstags hatte ich dann gleich am Anfang "Stochastic processes", eine Vorlesung von der ich tiefe mathematische Inhalte erwartet habe. Tatsaechlich ist der Professor ein Mathematiker und er scheint formale Definitionen und Beweise zu moegen :)
Leider haben die anderen 4 Studenten (alles Japaner) nur wenig Ahnung von formaler Mathematik und es scheint eine tiefe Kluft bezueglich des Wissens zwischen mir und den anderen zu geben.
Der Prof macht die Vorlesung allerdings wirklich super und erklaert alles sehr anschaulich und langsam jedes Mal auf Japanisch und auf Englisch.
Die Numerik-Vorlesung danach hat mich etwas enttaeuscht - der Prof erklaert zwar auf Englisch aber das komplette Skript ist auf Japanisch, was die Schwierigkeit fuer mich deutlich erhoeht. In der ersten Stunde hatte er etwa 30 Seiten Grundlagen aus der linearen Algebra dabei, die er in 90 minuten runter gerasselt hat (obwohl der Kurs noch 90 minuten laenger gedauert haette...) die Japaner haben in der Zeit hauptsaechlich geschlafen oder was anderes gemacht.
Mittwochs hatte ich dann "Neuronale Netze" zusammen mit Bektur aus Kirgistan, mit dem ich mich momentan echt gut verstehe. Wir haben dann gleich auch ein Team fuer die Gruppenaufgaben gemacht und natuerlich wollte keiner der Japaner in unsere Gruppe ;D aber bisher funktioniert das so ziemlich gut.
Mein vierter Kurs ist "Introduction to bioinformatics" und damit mein langweiligster Kurs... Ich hatte schon einen wirklich ausfuehrlichen Kurs zu dem Thema in Deutschland und die Inhaltsangabe sah auch so aus, als koennte ich da kaum etwas neues lernen.
Am Wochenende bin ich mit dem Fahrrad herum gefahren und habe einen guten Supermarkt gefunden, denn in den Kombinis kann man zwar gut was kleines kaufen aber es gibt dort in der Regel kein frisches Obst oder Gemuese.
Gegen abend sind wir dann wieder zu einer witzigen Geburtstagsfeier gegangen, die auch ohne viel Alkohol bis 5 Uhr morgens gedauert hat.
Dort hatte ich zum ersten Mal ein Gespraech mit einem Japaner ueber 1 Stunde nur auf Japanisch, was allerdings daran lag, dass wir uns ueber Anime unterhalten haben und ich kenne einfach extrem viele ;D Also konnte ich ueber jeden Anime ein paar einfache Saetze machen und auch einfache Saetze verstehen.
Ab Sonntag habe ich mich aber wieder voellig auf das Studium konzentriert und an einem Report fuer meinen Kurs in Bioinformatik gearbeitet. Ich hatte den Professor gefragt und er meinte, dass er 20 Seiten (bei einer Woche Zeit) erwartet. So etwas auf Englisch ueber ein fachliches Thema zu schreiben ist nicht einfach und daher habe ich dort viel Zeit investiert.

Als ich am Mittwoch abend den Report abgeschnickt habe, hatte er 35 Seiten (allerdings waren etwa 15 Seiten davon nur Bilder). Am naechsten Tag habe ich andere Studenten aus dem Kurs gefragt, wieviel sie so geschrieben haben und die meinten dann 1 bzw 0.5 Seiten...
Manchmal nimmt mein Perfektionismus echt krasse Ausmasse an und ich weiss nicht, ob ich das gut finden soll oder nicht :/
Ansonsten falle ich einfach immer ueberall auf und gerade ausserhalb der Uni starren mich die Leute regelrecht an, weil sich hier in die Berge nur wenige Auslaender verirren...
Heute wurde ich vor dem Supermarkt von einem Kerl angesprochen und ich wusste absolut nicht, was er von mir wollte. Er wollte sich allerdings nur schwer abschuetteln lassen und da hab ich echt fuer einen Moment etwas Schiss bekommen.
Oft fuehle ich mich regelrecht sprachlos und ich sitze oft nur dabei waehrend andere reden und versuche verzweifelt irgendwas von dem schnell gesprochenen Japanisch zu verstehen.
Ich kann gar nicht sagen wie sehr ich im Moment ein richtiges Gespraech geniesse. Zum Beispiel war ich gestern mit einem Studenten aus meinem Research-lab essen und wir haben uns auf Japanisch und Englisch unterhalten.
Allerdings bleiben solche Gespraeche meist simpel und ich habe das Gefuehl, dass vieles ungesagt bleibt - allerdings gehoert das "Zwischen den Zeilen lesen" auch hier irgendwie mit zur Kultur.

Trotzdem geht's mir hier gut und ich geniesse mein Leben in Japan :)

Montag, 15. April 2013

Erstes Wochenende in Aizu

Die Orientierungswoche endete natürlich nicht am Freitag sondern ging quasi noch das ganze Wochenende weiter.
Samstags konnten wir zum Glück etwas ausschlafen und gegen Mittag sind wir dann los gegangen zu einer Veranstaltung für neue Studenten über die Freizeitaktivitäten an der Universität.
Im Gegensatz zu den Gepflogenheiten in Deutschland gibt es hier für alles Mögliche Clubs, das fängt bei den klassischen Gruppen für Orchester, Bands und Chöre an und geht bis hin zu Clubs für Mangas und Spieleentwicklung. An der Universität gibt es dann auch eine ganze Reihe an Clubräumen wo sich die jeweiligen Gruppen einrichten können und regelmäßige Treffen veranstalten.
Bei der Veranstaltung am Samstag waren in der Mensa überall Stände für die einzelnen Clubs aufgebaut worden und zwischendurch haben die musikalisch angehauchten Gruppen dann für Unterhaltung gesorgt. Natürlich gab es währenddessen die ganze Zeit leckere japanische Häppchen und Sushi - echt krass wie man die Japaner dabei beobachtet wie sie Chips mit Stäbchen essen ;D

Ich habe mich für den Outdoor-Club und den Triathlon-Club eingetragen - bisher habe ich dafür zwar noch keine passende Ausrüstung aber das kann ja noch kommen und man ist so weit ich das verstanden habe, habe ich mich auch zu nichts verpflichtet.
Am Ende wurde dann noch eine Runde Bingo gespielt. Ich hab allerdings nicht teilgenommen, weil ich die Zahlen nicht so schnell verstehen konnte und mich so große Menschenmassen echt kirre machen.
Wie die Japaner so sind haben sie sich natürlich auch was niedliches für die Übergabe der Preise einfallen lassen: Es gab drei äußerst hübsche Glücksfeen.
Ich weiß nicht, ob man das in der kleinen Version hier so gut sehen kann aber auch die adrette Dame links ist nicht so weiblich wie sie erscheint ;D
Witzigerweise wurden dann auch alle männlichen Preisträger nach der äußerst höflichen Übergabe des Preises einmal ordentlich durchgeknuddelt - lediglich einer der Kerle konnte rechtzeitig entkommen ;-)

Samstag abend war es ziemlich ruhig in der WG und nach einem gemeinsamen Abendessen sind alle recht früh schlafen gegangen.

Sonntags gab es morgens ein kleines Frühstück und wieder gegen Mittag sind dann alle WGs vom Wohnheim in das Sportzentrum der Uni gegangen, um ein kleines Volleyballturnier zu machen.

Bei Ansprachen saßen alle immer brav in Reih und Glied
Bei etwa 60 Teilnehmern waren fast alles Kerle (es gibt ja schließlich nur eine WG mit Frauen) und auch fast nur Erstsemester - schließlich wohnen diese zusammen mit jeweils einem älteren Studenten (dem Senpai).
Im ersten Durchgang wurden die Teams bunt zusammen gewürfelt und obwohl ich echt aus der Übung war hat das richtig viel Spaß gemacht.
Coole Sporthalle auf dem Campus während des Turniers
Danach gab es dann japanisches Curry in der Mensa (allerdings von den Studenten am Vorabend gekocht) - das war einfach nur mega lecker. Da saß ich dann am Tisch mit den einzigen anderen internationalen Studenten vom Turnier... einer kleinen Truppe an Taiwanesen. Es ist echt ein tolles Gefühl, wenn die Leute am Tisch quatschen (auf Mandarin diesmal) und ich mir keine Gedanken darüber machen musste irgendwas zu verstehen.
Nach dem leckeren Essen gab es noch eine zweite Runde und diesmal bestanden alle Teams nur aus den Mitgliedern der jeweiligen WG - was natürlich dazu führte, dass es nur ein Team nur mit Mädels gab und der Rest von Kerlen dominiert war.
Die Mädels in meinem Team waren aber oft ziemlich schlecht was den Aufschlag angeht und unsere Betreuerin (Orihara-san) hat dann für uns ausgehandelt, dass alle Mädels eine zweite Chance für den Aufschlag bekommen und direkt vom Aufschlag erzielte Punkte doppelt zählen.
Da wir dann ansonsten gar nicht so schlecht waren hat das am Ende sogar gereicht um dieses Turnier zu gewinnen. Ernsthaft ich habe es noch nie erlebt, dass Frauen so höflich und wohlwollend behandelt wurden wie hier an der Uni. Da wurden beim Turnier auch alle Kerle ausgebuht, die zu viele Punkte für ihr Team geholt haben und das obwohl die meisten Japaner echt ehrgeizig sind, was sportliche Aktivitäten angeht.
In der Mitte Mai-san aus meiner WG
Insgesamt waren die meisten Japaner bisher unglaublich höflich, witzig und locker. Das macht mein Leben hier in Japan bisher wirklich angenehm und ich fühle mich auch sehr wohl an der Uni und im Wohnheim.

Abends haben wir dann den Geburtstag von Big Mike gefeiert - natürlich in seiner WG mit einem Haufen an Gästen... immerhin kennt jeder auf dem Campus Big Mike.
Er hatte sich Okonomiyaki gewünscht - eine Spezialität aus Osaka. Mittlerweile habe ich herausgefunden, dass mich dieses Gericht entfernt an französische Quiche erinnert. Im Prinzip ist das auch nur ein Teig aus Mehl und Eiern mit viel Gemüsezeugs und Lauch drin. Drüber kommt dann noch in hübscher Form etwas Majo und noch eine Art Soja-Creme.
Zum Nachtisch durfte natürlich auch die Geburtstagstorte mit Sahnecreme und Erdbeeren nicht fehlen. Witziger Gag der Betreuer: in Mike's Stück wurde eine ansehnliche Portion gekochter Krabben versteckt, was ihn offensichtlich beim Genuss seines (riesigen) Stückes nicht weiter gestört hat.
Die Party endete mit einem Besäufnis - nach dem Wunsch von Michael - immerhin sollte das ja die Party für einen echten Amerikaner sein.

Dienstag, 9. April 2013

Orientierungswoche

Am Tag nach der feierlichen Immatrikulation gab es einen kurzen Kurs über die Benutzung des internen Computersystems und wie man sich auf den Rechnern der Uni einloggen kann. Leider bestand ein großer Teil dieses Kurses aus einer langweiligen Erklärung einiger Befehle für Unix-Systeme. (Also echt die Basisbefehle, die ich jetzt schon 4 oder 5 Mal in irgendwelchen Veranstaltungen gelernt habe...)

Ich habe mir dann von dem Büro für internationale Studenten noch eine weitere Bettdecke ausgeliehen, da es hier im Moment noch recht kalt ist.

Donnerstags bin ich nach dem Mittagessen mit Big Mike und ein paar Japanern zum Karaoke gegangen und das war wirklich total witzig. Auch wenn ich es immer noch extrem schwierig finde so schnell zu lesen. Leider habe ich auch noch eine Vorliebe für schnelle japanische Songs... ;D
Danach war dann um 3 Uhr mein Meeting von der Forschungsgruppe und ich habe endlich mal alle Mitglieder kennen gelernt. Die Gruppe wird von Prof. Pham geleitet und hauptsächlich beschäftigt er dort eine chinesische Post-Doktorandin und einen japanischen Master-Studenten. Ganz neu dann noch mich und 4 japanische Studenten, die gerade im 3. Jahr von ihrem (4-jährigen) Bachelor sind.
Wie erwartet war das Meeting für mich angenehm, immerhin war alles auf Englisch - die japanischen Studenten wirkten oft ziemlich verloren.

Wir haben dann alle einen Büroplatz und einen eigenen Laptop zugewiesen bekommen (ich natürlich den neusten, den sie gerade da hatten). Außerdem gibt es in dem Research Lab auch noch einen Kühlschrank nur für uns paar Studenten ;D
Das ist das gute Stück ;-)
Effektiv hat man hier das Gefühl, dass die Studeten sehr viel Zeit in der Uni verbringen. Das hatte ich schon bei der Tour über den Campus gemerkt als man uns die "Living and Research Unit" gezeigt hat. Im Prnzip ist das ein Sportzentrum an der Uni mit angeschlossenem Schlafsaal - für die hypermotivierten japanischen Studenten, die nachts lieber bleiben wollen, um möglichst lang zu arbeiten.

Die Reihe vorne "gehört" uns - man beachte die Matratzen im Hintergrund
Bei der Gelegenheit hat Professor Pham für mich die Kurse ausgewählt - insgesamt muss ich 8 Vorlesungen besuchen und wir haben uns darauf geeinigt, dass ich alle schon im ersten Jahr abschließen werde. Das heißt, dass wir 4 Vorlesungen aus etwa 30 auswählen mussten, die nicht zu schwer waren aber zum Forschungsthema passen und sich nicht überschneiden.
Nach langen Hin und Her konnte ich mich dann kurz vor der Deadline für die Kurse registrieren.

Freitags war es dann morgens Zeit für die medizinische Untersuchung aller Studenen - untersucht wurden: Gewicht + Größe, Augenstärke, Blutdruck, Urin und es wurde eine Röntgenaufnahme vom Oberkörper gemacht.
Dazwischen musste man natürlich ewig warten... dabei konnte ich allerdings zum Glück mit einem sehr netten Studenten aus Tunesien reden. Der hat mir dann noch wirklich weiter geholfen und die 3 Stunden für die paar Messungen sind zum Glück schnell vergangen.
Nach einem leckeren Mittagessen in der Mensa musste ich um 1 wieder zum Büro für die internationalen Studenten. Dort nahm uns eine nette Dame mit zum Rathaus, damit unsere Addresse auf die Residence Card geschrieben werden konnte. Zusätzlich mussten wir noch der gesetzlichen Krankenversicherung und der Rentenversicherung beitreten. Zum Glück haben wir auch gleich einen Antrag auf Befreiung von jeglichen Beiträgen gestellt, da wir ja als Studenten quasi kein Einkommen haben.

Das hat insgesamt natürlich auch wieder 2 Stunden gedauert und es war auch ziemlich anstrengend die ganzen Formulare auszufüllen.
Abends hat sich dann eine größere Gruppe an Studenten bei uns in der Küche versammelt und es gab eine ziemlich coole Party. Den Alkoholpegel hat Big Mike angegeben... das heißt, dass ich echt schnell betrunken war (und auch einige der Japaner).
Trotzdem ein witziger Abend und nach der ganzen Förmlichkeit und den vielen Formularen war das eine willkommene Abwechslung.

Feierliche Immatrikulation

Dienstags war dann endlich die groß angekündigte feierliche Immatrikulation. In all dem Stress hatte ich total vergessen etwas fürs Frühstück zu kaufen - besonders die Japanerinnen hatten natürlich reichlich Essen mitgebracht und waren daher gut versorgt. Ich wollte dann mit 2 Mädchen aus meiner WG zur Mensa der Uni gehen - dort werden quasi alle 3 Mahlzeiten angeboten.
Leider hatte die Mensa während der Orientierungswoche aber nur Mittags und Abends offen - Mizuho hat mir dann eine ihrer Nudelsuppen gegeben und so konnte ich vor der Veranstaltung wenigstens ein bisschen was essen.
Direkt vor der Halle standen dann die Mitglieder von den verschiedenen Clubs und haben Flyer an die neuen Studenten und deren Eltern verteilt - bei mir haben wie immer alle erst einmal gestarrt und nur 2 der Studenten haben sich sehr zögerlich getraut mir überhaupt einen Flyer zu geben.
In der Halle musste man sich dann den richtigen Stand mit Mitarbeitern der Uni suchen, um sich einen Stapel Unterlagen und einen Sitzplan mit eingezeichnetem Sitz abholen. Erst dann habe ich erfahren, dass bei der Immatrikulation jeder Student einzeln aufgerufen wird und dann aufstehen muss... das hat mich doch echt etwas geschockt - wollte ich doch ursprünglich in der Masse untergehen...

Also bin ich in die Halle und hab meinen Platz gesucht - natürlich wurde ich vorher von einer Mitarbeitern abgefangen und zu meinem Platz gebracht. Schließlich kam noch ein Mitarbeiter von der Uni vorbei, um die korrekte Aussprache von meinem Namen zu erfragen und mir ein Gerät gegeben, damit ich die synchrone Übersetzung auf Englisch mithören konnte.
Gleich am Anfang der Zeremonie wurden dann alle Studenten mit dem Namen aufgerufen - der Sitzplatz wurde natürlich so zugewiesen, dass alle schon ordentlich in einer Reihe nach und nach aufstehen mussten.
Da hab ich doch echt vor Angst geschwitzt, immerhin hatte ich mich auf sowas so gar nicht vorbereitet und ich wollte nicht als dämlicher Ausländer in Erinnerung bleiben, der bei der Zeremonie stolpert oder so ;D

Als mein Name dann aufgerufen wurde (tatsächlich sehr nah an der echten Aussprache) haben echt alle zu mir geguckt und ich konnte quasi spüren wie alle die Blicke auf mir lagen. Einige der Professoren vorne am Pult haben mir dann auch noch zugenickt.

Man findet auf der Internetseite der Uni auch ein paar Infos aus Japanisch über die Zeremonie:
http://www.u-aizu.ac.jp/events/entrance2013.html
Hauptsächlich poste ich das hier aber für die Bilder (die ich wegen der Aufregung nicht gemacht habe)
Es gibt auch noch hier ein sehr kurzes Video (natürlich auch in Japanisch):
http://www.youtube.com/watch?v=3KGafjt_z6c

Nach der Zeremonie bin ich dann zum Mittagessen in die Mensa und habe ich mich quasi zufällig irgendwo an einen Tisch mit Japanern gesetzt. Witzigerweise dachten die, dass ich gar kein Japanisch spreche und haben ziemlich offensichtlich über mich geredet. Was mir natürlich besonders aufgefallen ist war: "Bijin desu ne" - "Sie ist eine Schönheit" ;D

Danach gab es wieder Infoveranstaltungen - natürlich auf Japanisch... allerdings war auch diesmal eine Dolmetscherin dabei, die viele Infos synchron für die handvoll internationale Studenten übersetzt hat.
In dem Papierdschungel wäre ich ohne Hilfe aber auch echt total verloren gewesen. Wir haben total viele Formulare bekommen und für jedes gab es quasi eine andere Deadline...

Im Anschluss daran gab es noch eine extra Veranstaltung für die internationalen Studenten von dem entsprechenden Büro für internationale Studenten. Dort waren so etwa 10 internationale Studenten - die meisten natürlich aus Asien. Außer mir gab es aus der restlichen Welt nur noch "Big Mike" aus Amerika, allerdings bleibt der nur für 3 Monate.

Nach ein paar weiteren Informationen, Formularen und Deadlines wurden wir dann von einigen japanischen Studenten durch die Uni geführt und gegen 18 Uhr waren alle in meiner Gruppe so müde und hungrig, dass wir in der Mensa noch schnell etwas essen waren.

An dem Abend bin ich wirklich einfach nur noch ins Bett gefallen.

Sonntag, 7. April 2013

Ankunft in Aizu-Wakamatsu

Gegen Mittag kam ich in Aizu-Wakamatsu an und bin dann gleich mit dem Taxi ins Wohnheim gefahren. Dort wurde ich dann von ein paar Studenten empfangen und einer der Jungs hat mir dann auf Englisch alles erklärt und mich auf mein Zimmer gebracht.
Wie ich bereits wusste befindet es sich im 4. Stockwerk (für unsere Zählung mit Erdgeschoss allerdings nur der 3. Stock). Man kommt mit einem Aufzug in den 4. Stock und dann muss man links mit einer ID-Card eine Tür öffnen und man kommt natürlich in den Eingangsbereich, wo man immer brav die Straßenschuhe ausziehen muss und Schlappen anziehen muss. Gleich vorne ist eine große Küche und man kommt in einen Flur mit 10 Zimmern - die Zimmer selbst haben ein kleines Eingabefeld, um einen 4stelligen Code einzugeben.
Am Ende vom Flur ist ein großes Badezimmer mit 2 Duschen und 2 Toiletten (Natürlich diese hypermodernen mit beheiztem Sitz und allem ;-) )
Im Prinzip wusste ich schon wie mein Zimmer aussehen würde - 10 qm mit Bett, Schrank und Schreibisch. Ich wusste nicht, dass ich hier sogar einen kleinen Balkon habe :-)
Dort habe ich dann auch meine 9 Mitbewohnerinnen kennen gelernt (auch 1 Woche nach der Ankunft fallen mir die Namen immer noch schwer - immerhin gibt es 3 Mädchen mit dem Namen Ayaka, da hat man immer eine ganz gute Chance richtig zu liegen ;D)
Es ist ein Mädchen aus Taiwan und eins aus China dabei aber deren Englisch ist nicht sonderlich gut und man sieht die beiden auch nur äußerst selten. Ansonsten sind es nur Japanerinnen, dadurch sind alle Gespräche in der Gruppe auf Japanisch. Momentan verstehe ich so zwischen 10 und 50%. Besonders abends bin ich oft so müde, dass ich gar nichts mehr mit kriege und alles nur noch an mir vorbei rauscht...
Trotzdem bin ich froh darüber - es ist zwar der harte Weg aber so werde ich hoffentlich bald ganz gut Japanisch sprechen.
Die Aussicht aus meinem Zimmer
Das Gebäude rechts gehört schon zur Uni und dort ist ein Zentrum zur Förderung der Zusammenarbeit von Uni und Wirtschaft und es hat eine Anbindung zum großen Forschungskomplex. Die Universität ist eine typische Campus-Universität - komplett anders als die Universität Greifswald, wo alle Gebäude weit verstreut in der Stadt sind.
Mit 3 Japanerinnen bin ich dann los gegangen ein Fahrrad für mich zu kaufen und durch die Hilfe der drei Mädchen hat das auch super geklappt. Danach waren wir noch etwas shoppen und ich habe mir fürs folgende Wochenende ein Paar Sportschuhe gekauft.
Bandai-san, der größte Berg im Umkreis (Die ganze Stadt ist von Bergen umgeben)
Abends sind wir dann in einer reinen Mädelsgruppe los gegangen zum Essen und danach gab es eine kurze Einweisung in das Leben in der WG.
Total übermüdet bin ich dann so gegen 22 Uhr eingeschlafen...

Mittwoch, 3. April 2013

Wochenende in Koriyama

Das Wochenende vor der Einführungswoche habe ich in Koriyama verbracht - was hauptsächlich daran lag, dass es verkehrsgünstig genau der Knotenpunkt zwischen Aizu und Tokyo ist.
So etwa gegen 4 Uhr kam ich am Bahnhof an und ich bin dann nach einem kurzem Stopp im Tourismusbüro (ich hab mir erstmal eine Karte von der Stadt besorgt) sofort zum Hotel gegangen. Immerhin hatte ich ja die beiden schweren Koffer dabei, die zusammen etwa 40 Kilo wogen.
Dort habe ich dann auf Japanisch eingecheckt (allerdings hat der Typ am Empfang mehr Englisch mit mir geredet, da ich oft noch Probleme habe alles zu verstehen.) und habe mein Gepäck abgestellt.
Aussicht von einem Hotelzimmer im 7. Stock auf den Bahnhof runter
Nach einer kurzen Erholungspause bin ich dann um 5 in Richtung Bahnhof gegangen und relativ planlos durch die Straßen gelaufen. Tatsächlich gibt es dort relativ viele Restaurants (vor allem traditionelle japanische).
Als ich dann nach Kurzem wieder am Bahnhof war habe ich dann direkt am Bahnhof ein großes Einkaufszentrum gefunden - dort bin ich dann ein wenig durch geschlendert und habe mir noch ein kleines Handtuch für die Hände gekauft - immerhin gibt's in Japan auf den Toiletten ja keine Handtücher...

Aber krass waren vor allem die Blicke der Japaner - man merkt da schon ziemlich deutlich, dass zwei Jahre nach dem großen Erdbeben trotzdem kaum Ausländer dort hin kommen. Dort hat sich dann auch wieder wirklich niemand getraut wirklich mit mir zu reden.

Zurück im Hotel bin ich dann auch wieder recht schnell schlafen gegangen.
Auch wieder ein echt feines Zimmer

Sonntag
Pünktlich um etwa 5 Uhr bin ich wieder aufgewacht und da musste ich mir dann etwas die Zeit vertreiben, bis ich endlich um 6:30 mit dem Frühstück anfangen konnte. Bei dem Hotel war das Frühstück nämlich im Preis mit dabei und da konnte man sich über die Auswahl auch echt nicht beschweren - immerhin gab es auch hausgemachten Yoghurt.

Zurück auf dem Zimmer war ich dann etwas niedergeschlagen vom Regenwetter und der Kälte, also habe ich mich dann doch noch mal schlafen gelegt und bis etwa 9 Uhr so vor mich hin gedöst.
Um 10 Uhr ging es dann los zum Sightseeing - erster Programmpunkt: Nyohoji-Tempel
Man bemerke, dass es dort noch keine Kirschblüte gab, obwohl das nur etwas mehr als eine Stunde von Tokio entfernt liegt.
Leider nicht zu sehen ist die coole Soundkulisse - als ich dort war gab es gerade eine Übertragung über Lautsprecher von so einer Art Gebet. Ich habe auch ein Video gemacht aber es tritt momentan leider immer ein Fehler auf, wenn ich das hier rein stellen will :(

Manchmal fühle ich mich wie ein totaler Trampel, weil ich nicht so viel über Japan und seine Bräuche weiß, wie ich gern wissen würde. Ich versuche immer so umsichtig wie irgendwie möglich zu sein und trotzdem habe ich bestimmt schon viel falsch gemacht...

Naja so viel zu meinen "Problemchen" in Japan und jetzt wieder zum positiven Teil, nämlich den coolen Schnitzereien an dem Tor oben:
Ich kann leider nicht genau sagen welche Fabelwesen das sind ;-)
Von dort aus bin ich dann durch einen Park geschlendert und an der Stadthalle oder auch "memorial hall" angekommen. Irgendwie hatte das Gebäude gleich mehrere Übersetzungen mit verschiedenen Bedeutungen, daher war es schwer zu erraten, welche es nun wirklich ist.

Ich stelle mir das während der Kirschblüte echt schön vor - allerdings hatte es selbst während dem trüben Regenwetter seinen Charme ;-)

So gegen 11 Uhr bin ich dann aber wegen der schlimmen Kälte noch in ein Einkaufszentrum gegangen und habe mich beim Shoppen wieder aufgewärmt. Immerhin habe ich dort dann einen niedlichen Schlafanzug gekauft, auch wenn er an den Ärmeln einen Ticken zu kurz ist.
Natürlich war ich dann auch noch etwas essen und ich hab ich dafür in eins der japanischen Restaurants gesetzt. Die Bedienung konnte natürlich nur Japanisch und als ich in die Speisekarte geguckt hab, meinte sie dann so "blabla... shiroi bo-to-n ... blabla" und ich hab wie immer erst mal brav "hai"=ja gesagt...
Irgendwie fiel mir erst einige Sekunden später auf, was sie mir eigentlich sagen wollte - nämlich, dass ich sie mit einem Druck auf den "shiroi"=weißen "bo-to-n"=Knopf zu mir rufen kann zum Bestellen.
Dadurch habe ich auch diese Situation problemlos gemeistert :-)

Gegen 13 Uhr kam ich dann am Kaiseizan Daijingu Schrein an.
Diesmal habe ich sogar den Haupteingang zum Tempel auf Anhieb gefunden ;-)
 Dort habe ich dann auch wieder echt schöne Musik gehört - wovon ich auch ein Video gemacht habe. Die Videos lade ich dann bei Gelegenheit irgendwann auch mal hoch ;-)

Der Hauptschrein war auch hier wieder absolut beeindruckend:

Leider hat es da dann auch schon wieder recht viel geregnet und ich bin schnell zum Hotel zurück gelaufen, wo ich dann auch so gegen 2 Uhr mittags ankam und den Rest des Tages im Hotel verbracht habe. 
Natürlich habe ich dann noch ein heißes Bad genommen, da ich ja weiß, dass es im Wohnheim keine Badewannen gibt. 

Gegen 7 habe ich mir dann etwas zum Abendessen gekauft und bin wieder recht früh eingeschlafen. 

Was ich hier noch gerne anbringen möchte: direkt beim Hotel gab es einen öffentlichen Geigerzähler. Natürlich habe ich den am Anfang mit etwas Sorge beobachtet aber ich habe bald festgestellt, dass die Werte noch ziemlich gut im normalen Bereich liegen:
Erst ab 10 mikro Sievert wird es wirklich gefährlich - hier war das immer sehr weit davon entfernt. 


Montag
Recht früh habe ich dann angefangen wieder alles in meinen Koffern zu verstauen und natürlich habe ich nochmal die Gelegenheit genutzt und mir ein nettes Frühstück geholt. 
Gegen 9 habe ich dann ausgecheckt und bin zum Bahnhof gelaufen, wo ich mir dann problemlos ein Ticket nach Aizu-Wakamatsu geholt habe. 
niedliche Deko auf dem Zug mit Bezug zu Aizu-Wakamatsu
Weiteres dann im nächsten Post ;-)

Montag, 1. April 2013

Tokio Tag 5+6 - Nezu-Schrein, Yanaka, Friedhof der Tokugawa Shogune, Roppongi

An meinem vorletzten Tag in Tokio habe ich wieder versucht in dieser Betonwüste die Spuren der Vergangenheit zu finden - daher bin ich in das Stadtviertel "Yanaka" (Ya= Tal, naka= Mitte) gefahren. Bei dieser Tour hatte ich eigentlich am Wenigsten eine Ahnung, was mich dort erwarten würde.
Ausgestiegen bin ich wieder in Ueno und am See im Ueno Park habe ich dann diese wunderschönen Blüten gefunden:
Das war einfach nur so wunderschön, das kann man gar nicht beschreiben.

Von dort aus wollte ich dann zum Nezu-Schrein. Da ich nicht so krass als Ausländer auffallen wollte, bin ich über den Campus der Universität von Tokio gelaufen... aufgefallen bin ich trotzdem. Dort habe ich dann diesen tollen Teich gesehen:
natürlich waren auch Koi-Karpfen im Teich
Nach einem kleineren Fußweg kam ich dann auch endlich am Nezu-Schrein an und wie immer bin ich dann wieder durch einen Nebeneingang gestolpert... Das Haupttor sehe ich irgendwie meistens erst zum Schluss.
Dort gab es dann auch dieses Kunstwerk zu bestaunen:
Obwohl ich ja vermute, dass die Japaner unter anderem wegen ihrer Nähe zum Buddhismus so tierlieb sind. In dem Museum hatte ich einige Tage davor auch gelernt, dass man Stiere hauptsächlich zum Transport von Waren und Hähne für Wettkämpfe hielt.

Dort gab es dann auch wieder diese langen Reihen von roten Toren, das war echt beeindruckend.
Bei einigen Toren hat man auch gesehen, dass die doch schon relativ alt sind und ich konnte da auch echt nicht aufrecht durchgehen, weil die gar nicht so hoch sind, also bin ich da sehr vorsichtig durch gehuscht.

Direkt am Schrein gab es dann noch einen coolen Garten mit Büschen:

Bevor man dann zum eigentlichen Schrein gehen konnte, war da natürlich noch das Haupttor. Sehr beeindruckend waren auch die beiden Samurai-Puppen, die direkt im Tor ausgestellt wurden. Meine Vermutung war dann, dass dies die Kami des Schreins waren.

Hier fällt es mir wirklich schwer ein paar Bilder für euch heraus zu suchen - ich hab einfach zu viele tolle Fotos gemacht - schön finde ich zum Beispiel dieses hier:
Hinterer Teil vom Hauptgebäude
Nach einer kurzen Pause bin ich dann in Richtung Yanaka aufgebrochen und da wusste ich wirklich am Wenigsten, was mich eigentlich erwartet und ich bin relativ planlos durch die Straßen gelaufen.

Erst nach und nach habe ich dann begriffen, dass Yanaka ein altes Viertel ist, in dem noch einige Gebäude aus der Edo-Zeit erhalten geblieben sind. Allerdings ist das wirklich herausragende an diesem Viertel eine Vielzahl an Schreinen für tote Japaner, die in herausragender Weise für ihr Land gedient haben.

Insbesondere gibt es in diesem Viertel dan auch den Friedhof der Familie der Tokugawa, die Japan sehr lange als Shogune regiert haben. Leider konnte man dort teilweise nicht so viel sehen, da dieser Bereich im Moment renoviert wird.
Allerdings war ich am Grab von Yoshinobu Tokugawa, dem letzten Shogun.
Infotafel am Grab vom letzten Shogun
Genau dort bin ich dann einer Gruppe von älteren Japanern begegnet (also mit älter meine ich so kurz vor dem Seniorenalter). Eine der Frauen hat mich auf Englisch angesprochen und so kamen wir ins Gespräch. Wie ich dann erfahren habe, war das dann ein Fotoclub aus Chiba, der einen Ausflug nach Tokyo gemacht hat, um dieses alte Viertel zu fotografieren. Die Leute waren einfach nur total nett und ich bin dann eine ganze Weile mit denen mitgegangen. Schließlich bin ich noch mit ihnen zusammen in ein Restaurant zum Mittagessen gegangen und als wir in einem Laden für Origami-Utensilien waren, hat mir eine der Frauen eine total niedliche Tasche aus Stoff gekauft und dann geschenkt.
Die Menschen hier in Japan sind oft so unglaublich freundlich und hilfsbereit, das ist einfach nur toll. In diesen Momenten weiß ich genau, wieso ich mir gerade dieses Land für ein Auslandsstudium ausgesucht habe und ich war einfach nur froh, dass das alles so gut geklappt hat.

Danach bin ich nach Harajuku zurück gefahren und noch etwas durch den Yoyogi Park geschlendert, allerdings war es überall schrecklich voll, da viele Japaner im Park für das traditionelle Hanami (=Kirschblüten-Picknick) waren. Dennoch hier noch ein Foto für einen Eindruck von der Kirschblüte:
Teilweise sieht das auf dem Boden dann echt aus wie Schnee, weil das so krass viele Blüten sind - die natürlich irgendwann auch abfallen.

Ich bin dann relativ früh wieder schlafen gegangen und am nächsten Tag war dann auch schon meine Abreise. Gegen 11 musste ich auschecken, allerdings konnte ich in Koriyama erst ab 15 Uhr ins andere Hotel einchecken. Also hab ich meine Koffer im Hotel in Tokio gelassen und bin noch nach Roppongi ins hypermoderne Edelviertel gefahren:
Die Mieten dort müssen einfach nur astronomisch sein und in dem Gebäude selbst gab es auch nur Edelboutiquen. Allerdings war es an diesem Tag wirklich sehr kalt in Tokio und ich hatte auch leider nicht so mega viel Zeit.

Um 13:30 bin ich vom Hotel aus in Richtung Ueno-Bahnhof los gedüst. Es war echt total anstrengend allein bis zur nächsten U-Bahn-Station mit den 2 Koffern zu kommen - immerhin sind das zusammen über 40 kilo... Zum Glück bin ich relativ gut trainiert und ich habe die paar Treppen dann auch allein geschafft.
In der U-Bahn habe ich dann versucht meine Koffer halbwegs platzsparend unter zu bringen - zum Glück bin ich mit einer wenig genutzten Linie gefahren.
Einer der Büroangestellten ist bei meiner Haltestelle dann früher aufgesprungen und ich dachte eigentlich, dass er es einfach nur eilig hat und schnell aus dem Zug wollte, bevor ich mit meinen Koffern den Ausgang blockiere. Tatsächlich hat er ganz selbstverständlich geholfen einen meiner Koffer heraus zu heben und als ich ihm gesagt hab, dass ich zum großen Bahnhof in der Nähe wollte, hat er dann sogar eine Viertelstunde seiner Zeit geopfert einen meiner Koffer für mich zu schleppen.
Als wir dort waren hat er dann auch für mich herum gefragt an welches Gleis ich muss und alles...
Einfach nur total nett die Japaner, da war ich wirklich baff von dieser Freundlichkeit.

10 Minuten vor Abfahrt stand ich also ganz entspannt an dem Gleis für den Shinkansen in den Norden Japans und ich muss sagen, dass diese Schnellzüge wirklich toll sind. Man hat auch am Platz dann total viel Beinfreiheit und der Service ist auch super :-)

Als wir aus Tokio raus gefahren sind habe ich noch ein paar Fotos aus dem Zug heraus gemacht:
Und es war einfach nur krass wie lange wir durch diese Betonwüste gefahren sind - durchgängig bis in die Hauptstadt der Präfektur Saitama war alles dicht bebaut - erst nach einer halben Stunde fahrt habe ich den ersten richtigen Wald gesehen.
Ich bin irgendwie trotzdem froh, dass ich nicht in Tokio studiere sondern auf dem Land relativ weit draußen.