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Donnerstag, 24. Oktober 2013

Universitätsfestival

Direkt am zweiten Wochenende nach Anfang des neuen Semesters gab es an der University of Aizu ein grosses Festival, welches hauptsächlich von den Studenten organisiert wurde. In Deutschland gibt es ja praktisch solche Festivals nicht - zumindest nicht in dieser Form.
Das Festival besteht im Endeffekt aus drei Teilen: Tag der offenen Tür in den Labs(der wissenschaftliche Anteil), Verkaufsstände für Essen und Trinken (fürs leibliche Wohl) und diverse Auftritte und ein Feuerwerk (die Unterhaltung).

Verkaufsstand vom Outdoor club
Ich habe natürlich brav an den Ständen meiner beiden Clubs geholfen auch wenn es mit der Kommunikation mit den Käufern nicht immer geklappt hat. Aber wie immer habe ich mein Bestes gegeben. Es war etwas nervig, wenn Leute mit dem Finger auf mich gezeigt haben und die Kinder an unserem Stand stehen geblieben sind, als wäre ich ein Maskottchen von dem Strand (die es aber sowieso noch extra gab).

Im Hünchenkostüm mit Satou-san dem ex-Captain vom Schwimmclub
Wie immer habe ich völlig auf freiwilliger Basis mitgeholfen. Manchmal ist das echt toll, wenn man so seinen Ausländer-Bonus auch mal nutzen kann und nicht nur die negativen Seiten davon spürt.
Es gab dann auch einige Live-Auftritte von den diversen Bands der Uni und auch von anderen Amateur-Bands aus der näheren Umgebung. Es war dann noch eine halbwegs "berühmte" Band dabei, von der ich vorher natürlich noch nie was gehört habe.
Die Haupttribüne direkt vor der Mensa
Am ersten Tag wars leider sehr regnerisch aber dafür hatten wir am zweiten Tag strahlenden Sonnenschein - nur der Wind war echt etwas krass. Den Stand vom Outdoor-Club hat es fast weg geweht. Die Jungs waren auch viel damit beschäftigt, das Zelt irgendwie zu befestigen. Eine ernsthafte Arbeitsmoral hat man in dem Club wegen der geringen Disziplin aber eher weniger finden können. Dort wurden aber auch nur Getränke und eine traditionelle Süßigkeit aus Okinawa verkauft.
Am Stand vom Schwimm-Club ging das viel strenger und besser organisiert zu. Allerdings durfte ich unabhängig von meinem Rang (als Master-Student, muss man da ja nicht wirklich arbeiten) alles mal ausprobieren.
Zutaten für Ramen (-Suppe)(super beliebte chinesische Nudeln)
Dort wurde Ramen angeboten - soweit ich weiss sind das chinesische Nudeln, die man sehr schnell (in etwa 4 Minuten) zubereiten kann. Serviert wird das in so einer speziellen Suppe mit Gemüse und einem Scheibchen Fleisch.
Am Abend vom zweiten Tag gab es dann noch ein grosses Feuerwerk zum Abschluss.
Feuerwerk und Auftritt einer (unbekannten) Band
Eigentlich war ich an dem Abend dann schon ziemlich kaputt aber im Schwimmclub wurde der Captain ausgewechselt und dafür musste dann eine Zeremonie her...
Ich konnte mir ja nicht wirklich vorstellen, was für eine Zeremonie diese kleinen, zierlichen Japaner da machen würden.... Tatsächlich sind wir in ein traditionelles Izakaya gegangen und haben erstmal noch ein richtig leckeres Abendessen bekommen.
Mjam mjam Abendessen
Soweit so gut.... und dann wurde das Bier reingebracht (das haben natürlich die jüngsten Studenten in der Gruppe machen müssen). Der alte Captain musste dann Reden halten. Sobald er dann bestimmte Begriffe gesagt hat, musste er sein Glas auf ex leer trinken. Zum Beispiel :" Und da haben wir dann Basketball...." weiter kam er nicht, da sind dann andere Studenten aufgesprungen, die irgendwas mit Basketball am Hut hatten und haben ihre Gläser geleert. Als Redner musste der alte Captain natürlich jedes Mal austrinken.
Der frühere Captain Satou (links) und der neue Captain (Osaki)
Beide captains haben nicht viel vertragen und sind mehrfach auffällig in Richtung Klo verschwunden. Ich muss aber auch zugeben, dass ich irgendwann auch richtig krass betrunken war. Allerdings hab ich besser durchgehalten als die meisten der Jungs (auch wenn es solche Veranstaltungen in dem Club offenbar öfters gibt).
Es war ein echt lustiges Wochenende und ich konnte noch mehr interessante Japaner kennen lernen.

Samstag, 19. Oktober 2013

Ende der Sommerferien

Langsam ging der September dem Ende zu und allen wurde offenbar bewusst, dass schon sehr bald das naechste Semester beginnen wuerde. Also wurde es Zeit fuer Aktivitaeten der Clubs, die man waehrend des Semesters nicht durchfuehren konnte - Ausfluege mit Uebernachtung.
Zuerst war der Outdoor-Club dran, mit denen bin ich nach Niigata gefahren. Niigata ist eine Praefektur direkt am Meer (gut, das ist bei einer Insel wie Japan auch nicht schwer...) und liegt westlich von Fukushima.
Zum ersten Mal an der Kueste Japans
Wir kamen erst gegen Nachmittag an, da die Fahrt recht lang war (etwa 3 Stunden). Dann mussten noch unsere Zelte aufgebaut werden.
Unser "Lager" auf einem Zeltplatz direkt am Meer
Wie immer in Japan war alles genau geplant und super vorbereitet. Auch der Zeltplatz war ueberraschend bequem, wir konnten sogar ein Messer ausleihen - das hatten die Jungs dann doch vergessen. Insgesamt waren neun Mitglieder vom Outdoor-Club dabei, Tsubasa-chan (eins der wenigen Maedels im Club, ihr Name bedeutet uebersetzt "Flügel") und ich durften uns dann eins der drei Zelte aussuchen. Zu zweit hatte man echt wirklich viel Platz im Zelt.
Der Sonnenuntergang in Richtung Europa (zumindest grob) 
Abends haben wir dann ein richtig langes Barbecue gemacht, danach bin ich echt fast geplatzt. Normalerweise isst man in Japan ja wirklich nur moderate Portionen aber das war echt bissel krass.
Am nächsten Morgen waren alle echt müde aber es gab zum Aufwachen ein umso leckeres Curry (allerdings ein süßes Curry, so wie man es in Japan gern isst.)
Mjam mjam Curry :-)
Nach dem Frühstück waren wir dann eine Runde schwimmen und schließlich sind wir in einen Onsen gegangen. Das Bad im Onsen war mega entspannend nach der Nacht im Zelt. Auf der Rückfahrt habe ich dann quasi nochmal die ganze Zeit geschlafen.
Zurück in Aizu habe ich dann die Geburtstagsfeier für einen Jungen aus meinem Lab gemacht - der ist allerdings nicht aufgetaucht... wir haben dann trotzdem leckeres Essen gegessen und waren dann noch beim Bowling und beim Karaoke. Seitdem ist das so eine Art running gag in meinem Lab.

Einige Tage später ging es dann auf den nächsten zwei-tägigen Ausflug, diesmal mit dem Schwimm-Club. Da bin ich vor meiner Heimreise nach Deutschland ziemlich eilig beigetreten. Allerdings gab es in den Ferien erstmal kein Training, daher konnte ich noch keine Kontake knüpfen. Für mich war der Ausflug die perfekte Gelegenheit die Jungs mal kennen zu lernen. Achja in dem Club gibt es keine anderen Frauen. Ich habe eine Weile gegrübelt wieso das so ist. Anfangs dachte ich, dass es wohl am Schwimmen selbst liegt - das wird im Club anscheinend ziemlich ernst genommen und Mitglieder vom Club nehmen regelmäßig an Wettbewerben teil. Als ich später mit dem Club dann bei der Feier zum Wechsel des Captains war, wurde mir klar, dass das nicht das Hauptproblem ist.... Der Schwimmclub kam mir eher vor wie ein Haufen Physiker (sorry an alle Physiker ;D). Die Zeremonie zum Wechsel des Captains war vor allem ein riesiges Besäufnis, wo die älteren Studenten ihr bestes gegeben haben den früheren und neuen Captain richtig abzufüllen. Das passt natürlich nicht in das japanische Frauenbild, der niedlichen und unterwürfigen Barbie.

Am Inawashiro-See mit dem Bandai-san im Hintergrund
Insgesamt fühle ich mich im Schwimm-Club aber sehr wohl. Wie immer behandelt man mich sehr höflich und mit besonderer Sorgfalt. Da dort ein wesentlich strengeres Rängesystem herrscht und ich als Masterstudent weit oben in der Rangordnung stehe, musste ich bei dem Ausflug auch fast nie was machen. Für mich gilt in beiden Clubs, dass ich immer eingeladen bin aber ich keine Verpflichtungen übernehmen muss.
Man war im Schwimm-Club auch sehr von meinen Japanisch-Kenntnissen beeindruckt, auch wenn ich aktuell irgendwo auf Stufe B2 stehen dürfte. Ich habe aktuell insbesondere das Gefühl immer mehr zu verstehen - auch wenn ich nicht direkt übersetzen kann.

Nach meinen beiden Clubs konnte ich dann auch endlich mal wieder die Mädels überzeugen mit mir eine "party" zu machen, was im Endeffekt bedeutet, dass wir in ein Restaurant gegangen sind und zusammen gegessen haben.
Mädelsabend
Insgesamt habe ich den Rest meiner Ferien so viel genossen wie ich konnte. Irgendwie habe ich mich aber auch schon auf die neuen Kurse und die größere Regelmäßigkeit gefreut.

Mittwoch, 2. Oktober 2013

Aizu Matsuri Tag 3 - Das Samurai Festival

Das ist schon richtig, dass es jetzt mit Tag 3 weiter geht. Tag 2 musste leider wegen zu viel Arbeit im Büro ausfallen, ich bin schon ganz froh, dass ich es geschafft habe die anderen beiden Tage frei zu haben.

Tag 1 war quasi das "Aufwärmen" mit dem Laternenlauf und dem Bandai-Tanz. An Tag 2 wurde dem Anführer einer landesweit bekannten Samurai-Truppe, den Shinsengumi, gedacht, der hier ganz in der Nähe an einem Tempel begraben liegt. Ausserdem gab es dann an Tag 2 nochmal den Bandai-Tanz, für alle, die ihn vorher verpasst hatten.
Tag 3 war der Höhepunkt des Festivals mit der prachtvollen Samurai-Parade und einer Zeremonie für die Byakkotai (die weissen Tiger, eine Teenager-Samurai-Truppe).
Es ging morgens um 10 in der Hauptstrasse von Aizu-Wakamatsu los:
Cheerleader der Doshisha Universität aus Kyoto, gegründet von Yae (der wichtigsten Frau aus Aizu)
Es gab dann noch eine kurze Demonstration in Sachen Samurai-Schwertkampf und schließlich kam die Parade in der Hauptstrasse an.
Die Yakkotai - oder auch "Die Typen mitm Wischmopp" :D
Die ersten in der Parade waren die "Yakkotai" - so eine Art Mischung aus Versorgungstrupp und Clowns. Wir haben uns auch sehr über die Speere amüsiert, die mehr nach Wischmopp als nach Speer aussehen.
Zwischen den größeren Trupps kamen dann auch immer wieder einzelne Anführer auf Pferden angeritten, das war irgendwie besonders beeindruckend und elegant.
Anführer der Herrscherfamilie, die das Schloss gebaut haben
Die meisten Teilnehmer waren entweder sehr cool oder sehr offen und haben gewunken
Insgesamt war ich beeindruckt von den Farben und den Details der Rüstungen. Man konnte auch genau sehen wie sehr man versucht hat, den Originalen treu zu bleiben. Es war an dem Tag nochmal sehr heiss mit etwa 30 Grad und trotzdem ging die Parade nahezu 4 Stunden in der Mittagshitze. Immer wieder haben einzelne Gruppen angehalten für Vorführungen oder kurze Tänze.
Die Teilnehmer waren bunt gemischt: Frauen, Männer, alte Opas aber auch junge Mädchen und Jungen waren dabei
Zwar erinnert es am Anfang etwas an Faschingsumzüge, ist aber im Kern sehr anders. Sehr beeindruckend wie hier Geschichte wieder zum Leben erweckt wird.
Wo es viele starke Krieger gibt, darf eine hübsche Prinzessin auch nicht fehlen
Wunderschön war auch die Prinzessin, die allerdings dann doch auf einem Wagen durch die Straßen gefahren wurde - natüerlich gezogen von mehreren Dienern.
Und eeeendlich kamen dann auch die Shinsengumi - die legendäre Samurai-Truppe, die bis zum Schluss für die Herrschaft des Shoguns und der Samurai gekämpft haben.
Cooler Opa im Vordergrund mit dem Samurai-Schwert :D
Schon merkwürdig, wenn man mitten in der Shoppingzone steht und plötzlich die Samurai auf der Strasse ihre Schwerter ziehen ;D
Die Byakkotai - die Teenager Samurai-Truppe
Die Byakkotai haben im letzten Krieg für den Shogun auch mitgekämpft und sind nahezu alle getötet worden, wenn ich das richtig mitbekommen habe. Allerdings hat ein kleiner Teil der Truppe auch rituellen Selbstmord begangen, um die eigene Ehre zu bewahren.
Vorführung der Waffentechnologie von diesem entscheidenden Krieg
Da wurde echt schweres Gerät durch die Straßen geschleppt - 4 Stunden lang!!
Der Umzug ging wirklich lang - am Ende hat auch die Batterie meiner Kamera aufgegeben. Ich kann hier auch gar nicht genug Bilder rein stellen, es gibt einfach viel zu viele interessante Bilder.
Eine weitere Abteilung der Byakkotai
Beeindruckend war auch die Organisation - während die Gruppen diesen Teil der Hauptstraße passierten, bekam man nebenher auch immer wieder Informationen über einen Lautsprecher über die Bedeutung der einzelnen Gruppen mitgeteilt. Leider nur auf Japanisch - ich muss aber auch gestehen, dass ich leider nur recht wenige Ausländer am Morgen gesehen habe. Die meisten waren wohl am Schloss während dieser Zeit.
Sehr beeindurckend waren auch diese Damen, die damals auch im Krieg unter Führung der Prinzessin gekämpft haben
Schwertkampfvorführung Shinsengumi versus Bösewicht (mit roten Haaren)
Typ links: Henry Schnell, quasi der erste Ausländer in Aizu
Ganz am Schluss kam dann sogar noch ein Ausländer vorbei, was schon irgendwie surreal nach den ganzen Samurai war. Er war ein Preusse, der quasi als erster Ausländer in Aizu gelebt hat. Er hat die Samurai hier mit Waffen und dem nötigen Training ausgestattet. Dafür bekam er von den Samurai hier ein Haus und einen japanischen Namen: Hiramatsu Buhei. Die japanische Dame neben ihm, war die Hausdame seines Haushaltes, die konsequenterweise nach dem verlorenen Krieg mit nach Amerika gegangen ist. Damit war sie die erste Japanerin in den Vereinigten Staaten.
Ganz zum Schluss dann die wichtigste Person: Yae Niijima - die Frau von Aizu, die mit ihrer Knarre das Schloss verteidigt hat
Wie gesagt, das sind noch lange nicht alle Fotos, ich hab hier jetzt nur mal die besten und wichtigsten rein gepackt.
Gegen Nachmittag sind die Truppen dann wieder ans Schloss zurück gekommen und nach und nach sind alle eingelaufen. Da wurde dann nochmal auf Japanisch erklärt, wer das eigentlich war und wer was mit wem zu tun hatte.
alle wichtigen Anführer zusammen am Schloss
Insgesamt hat sich das total gelohnt und ich hatte einen tollen Tag. Japaner wissen halt wie Geschichte Spaß machen kann :-)