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Freitag, 27. September 2013

Aizu Matsuri Tag 1 - Das Samurai Festival

Ich muss mich hier erstmal entschuldigen, dass ich in letzter Zeit so schreibfaul war. Das ist zum Einen wegen der vielen Events hier kurz vor Ende der Ferien, ich bin quasi jeden Tag auf Achse. Zum Anderen musste ich in letzter Zeit viel an meinem zweiten Paper arbeiten und ich muss gestehen, dass mir irgendwann die Motivation fehlt, etwas aufs Papier zu bringen, wenn ich schon auf "Arbeit" so viel schreiben musste.
Allerdings hab ich euch in Deutschland alle natürlich sehr gern und habe mir daher vorgenommen in nächster Zeit wieder etwas mehr zu schreiben. :-)

Hier in Aizu war gerade das größte Volksfest der Region, das nahezu 3 Tage gedauert hat. Dabei wurde vor allem der Bandai-san (Berg, auf den ich auch schon hoch geklettert bin), die Byakkotai (die damals ortsansässige Teenager-Samurai-Truppe) und Yae (die berühmteste Frau aus Aizu, von der man hier überall Plakate rumhängen hat) geehrt.

Das Festival begann Samstag abends so gegen 6 Uhr mit einem Laternenlauf.
Vordergrund: Schaulustige und Laternenlaufteilnehmer
Hintergrund: Bühne für Musiker und Sängerinnen für den Bandai-Tanz
Ich wollte allerdings nur ungern allein zum Festival, also habe ich mein bestes gegeben, jemand zu finden. Das hat sich als schwierig herausgestellt, da viele Studenten jetzt kurz vor Ende der Ferien nochmal nach Hause gefahren sind und andere Studenten gar keine Ahnung von diesem Festival hatten.
Ich hab dann am Ende doch jemand gefunden, der sich immer sehr höflich als "ein Student der Universität" vorgestellt hat - dabei ist er sogar der Präsident der Studierenden... Japanische Bescheidenheit in reiner Form...
Isa mit Takabatake - ein netter aber merkwürdiger Kerl
Er war aber sehr nett - scheinbar hat er sich sogar richtig herausgeputzt für den Abend und hat mich auch sehr höflich zum Essen eingeladen. Eigentlich gilt das in Japan auch als Date, wenn man so zu zweit zu so einem Event geht... auch später im Outdoor Club musste ich mich gegen die Vorwürfe wehren, dass da irgendwas im Busch ist :D

Nach dem Laternenlauf begann dann der Bandai-Tanz zu ehren des Bergs Bandai - da er ein aktiver Vulkan ist, kann ich auch den Respekt der Japaner verstehen.
Gruppe japanischer Männer beim Bandai-Tanz
Dieser Tanz besteht nur aus relativ wenigen Bewegungen, die sehr langsam und mit viel Eleganz ständig wiederholt werden. Und der Tanz ging quasi 2 Stunden lang, bei dem die Tänzer sich ganz langsam in einem großen Kreis bewegt haben.
Ich wollte hier eigentlich mal Videos reinstellen aber irgendwie funktioniert das nicht - ich bekomme immer eine Fehlermeldung. Ich muss mal sehen, was sich da machen lässt. Der Tanz ist in einem Video natürlich wesentlich interessanter.
Es waren bei diesem Anlass vor allem Firmen dabei: alle ortsansässigen Banken, Supermärkte und Krankenhäuser haben mitgemacht. Beeindruckend war auch die über 300 Mann/Frau starke Gruppe von einem Kamera-Hersteller aus der Region. Mitgemacht haben von Kindern bis hin zu Senioren alle Altersgruppen. Auch die Kleidung war zwar innerhalb der Gruppe meist sehr einheitlich aber zwischen den Gruppen gab es große Unterschiede, viele trugen den klassischen japanischen Kimono - eine Gruppe hatte sich im Gegensatz zu Halloween-Kostümen entschieden.
Interessant war auch eine Gruppe von "Alte Meister" - ernsthaft, ich dachte, dass sich da mal wieder irgendein ahnungsloser Japaner ein paar coole deutsche Wörter zusammengeklaut hat und damit irgendnen Ramsch verkauft. Ich war dann so neugierig, dass ich am Ende sogar ein paar Angestellte von der Firma gefragt habe. Erst dachte ich, dass sie Cider (Süßgetränke) herstellen, aber schließlich wurde ich von meinem Begleiter berichtigt, dass sie mir "Saidan" erklären wollten - buddhistische Schreine. Und das seit über hundert Jahren mit dem Firmennamen - damit konnte ich mich dann doch zufrieden geben.

Die Gruppe von "Alte Meister" :-)

Dienstag, 17. September 2013

Konferenz in Aizu

Wuhhu, die Konferenz ist um :-) Es war echt harte Arbeit aber auch richtig viel Spaß - und es hat auch die Mitglieder von meinem Lab näher zusammen gebracht. Irgendwie ein schönes Gefühl, wenn man als Gruppe so eine Leistung vollbracht hat. Wegen den begrenzten Mitteln hier im Lab mussten wir vieles selbst organisieren - vom Kaffee zu den Keksen bis zu Müllbeuteln musste richtig viel gekauft werden. Auch eine Kaffeemaschine und Wasserkocher haben wir anschaffen müssen. Bei der japanischen Diskutierfreude haben selbst die kleinen Einkäufe ewig gedauert.
Es musste dann auch japanisch penibel alles für die Kaffeepausen hergerichtet werden - selbst die Kekse mussten alle schön angerichtet sein. Und dann gab es noch so Aufgaben wie: die Teilnehmer zum Konferenzsaal begleiten und das Menü der Mensa auf Englisch übersetzen, usw. ...
Im Saal bei einem Vortrag von einem Arzt aus dem Krankenhaus von Fukushima-Stadt
Die Vorträge waren fast alle richtig gut - nur bei wirklich wenigen Teilnehmern hätte ich etwas mehr erwartet. Die Themen waren dafür umso breiter gestreut - es ein Biologe da, der erzählt hat wie man Daten über Stoffwechselprodukte nutzen kann, um Krebs zu erkennen. Dann waren natürlich Ärzte aus dem Krankenhaus aus Fukushima da - mein Prof strebt da ja aktuell eine enge Kooperation an. Die beiden haben auch echt coole Vorträge angeliefert - wie man Medizinstudenten beeindrucken kann, wenn man im Operationssaal eine Kinect Kamera stehen hat und damit in medizinischen Datensätzen blättern kann, indem man einfach nur entsprechende Gesten macht.
Natürlich waren auch viele Informatiker da - unter anderem ein chinesischer Prof aus Münster (der konnte aber perfekt Deutsch und mit dem konnte ich dann auch mal wieder auf Deutsch quasseln).
Sehr cool war es, die sonst so lässig gekleideten Jungs aus dem Labor total elegant im Anzug rumlaufen zu sehen. Manchmal ist es doch ganz nett in einem Labor nur mit gutaussehenden Jungs zu hocken ;-)

Nach der Konferenz waren alle total fertig aber natürlich musste der Abschluss der zweitägigen Konferenz auch gefeiert werden.
Müde Jungs im Restaurant

Ich bin dann mit 3 der Japanern und Dzung noch in ein Restaurant gegangen. Insbesondere als wir auf das Essen gewartet haben, hat man allen die tiefe Erschöpfung deutlich angemerkt.
Trotzdem hat uns Tomofusa überzeugt noch zum Bowling zu gehen. Wir haben dann noch einen Freund von Tomofusa mitgenommen, damit wir eine gerade Anzahl von Leuten zusammengebracht haben. Witzigerweise haben die beiden "Nicht-Japaner" deutlich gegen die Japaner verloren :D
mit Suzuki, Tomofusa und Dzung unterwegs beim Bowling
Ich habe immerhin ein konstante Linie gehalten, bei 3 Spielen habe ich 71,71 und schließlich 72 Punkte geholt. Alle hatten richtig viel Spaß. Am Ende hat das Verliererteam den Gewinnern jeweils ein Eis spendiert.
Tomofusa - unser goldener Kegel :-)
Manchmal frage ich mich natürlich, ob es nicht einfacher wäre wieder nach Deutschland zurück zu gehen. Aber es sind Tage wie diese an denen ich einfach nur froh bin hier zu sein, wenn ich für meine Forschung so viel Bestätigung erhalte und ich abends dann mit meinen Freunden so viel Spaß haben kann. Mittlerweile kann ich mich auch schon nahezu fließend auf Japanisch mit den Jungs über einfache Themen unterhalten. Erst gestern hat mich Haga sehr dafür gelobt wie gut ich mittlerweile schon Japanisch spreche.

Dienstag, 10. September 2013

Rueckkehr nach Japan und Vietnamesisches Essen

Ich bin wieder sicher hier in Japan gelandet und nach einer (gefühlt endlos langen) Zugfahrt auch wieder in Aizu angekommen. Am Bahnhof in Narita hat mir der freundliche Ticketverkäufer dann auch noch ein Ticket mit der teuren Reservierung aufgequatscht - nicht, dass eins der verwirrten Ausländerschäfchen irgendwo verloren geht ;-)
Kaum wieder angekommen, ging hier dann auch der ganze, wahnsinnige Forschungsalltag wieder von vorn los. Ich habe in den letzten Tagen ein Poster für eine Konferenz hier in Aizu fertig gemacht und ein Paper muss ich noch fertig schreiben. Kaum ist die Konferenz in einer Woche um, muss ich mein nächstes (noch wichtigeres) Paper in nur 3 Wochen irgendwie aus den Fingern saugen. Ich habe absolut keine Ahnung wie ich das hinbekommen soll aber ich muss einfach mein Bestes geben.
Gleich am ersten Tag zurück in Aizu erhielt ich auch die schlechte Nachricht, dass Ying unser Lab verlässt, da mein Professor nicht mehr die nötigen Mittel hat, sie langfristig zu bezahlen. Da merkt man echt in welcher Krise sich die Wirtschaft befindet, wenn für Forschung nur noch so wenig ausgegeben wird. Das mag zwar auch ein Problem sein, dass mein Lab noch so klein ist aber man merkt doch auch generell Probleme in der Wissenschaftsfinanzierung. Mein Professor hat vor kurzem erzählt, dass man sein Gehalt um 20% gekürzt hat, da auch Fukushima aktuell tief in der Krise ist.
Für mich ist der Wechsel von Ying durchaus ein Problem, da sie bei vielen organisatorischen Fragen geholfen hat und auch zum Beispiel diese Konferenz mit Professor Pham organisiert hat - in Zukunft werde ich dann auch mehr davon übernehmen müssen. Damit verlässt aber auch die einzige andere Frau mein Lab, wodurch ich dann nächstes Mal allein im Onsen sitzen darf, während die Jungs Gesellschaft haben. Zum Glück ist Ying an der gleichen Universität in einem anderen Lab untergekommen, wodurch sie wenigstens ausserhalb der Uni als Freundin erreichbar bleibt.
Als kleiner Ausgleich ist dafür ein vietnamesischer Student in mein Lab gewechselt. Damit gibt es wenigstens noch jemanden, mit dem ich mich auf Englisch unterhalten kann. Bisher kann ich sagen, dass "Dzung" ein netter Kerl ist und wesentlich offener als die oft etwas verkrampften Japaner. Leider wird er wohl nur bis April im Lab bleiben und dann nach Vietnam zurückkehren.
Dzung hat mich dann auch gleich in seine WG im Wohnheim eingeladen - die praktischerweise genau auf der anderen Seite vom Gebäude liegt, im selben Stockwerk. Es gibt ja diese neue blöde Regel mit der Geschlechtertrennung im Wohnheim, selbst in den Gemeinschaftsbereichen der WGs. Er hat mir versichert, dass es in Ordnung geht, da er auch noch viele andere Leute eingeladen hat - am Ende war ich natürlich doch wieder die einzige Frau. Gestört hat sich daran keiner... gut es waren vor allem auch viele Vietnamesen da und 3 verängstigte Japaner.
Süßer Reis mit Kokos und salziger Reis mit Reisrolle
Dzung und seine Freunde haben dafür echt einige tolle vietnamesische Gerichte gezaubert - insgesamt super lecker, am Besten fand ich die Reisrolle mit Gemüse und bissel Fleisch. Allerdings sehr Reis-lastig, was bei einem asiatischen Land aber auch irgendwie zu erwarten war. 
Das ganze Menü mit Nudelsuppe und kleinen Kuchen
Bisweilen war das Essen zwar schon merkwürig aber immer lecker. Der Grund für die Party war offiziell, dass man ausprobieren wollte, wie das Essen bei anderen (nicht-Vietnamesen) ankommt. In einem Monat gibt es hier an der Uni ein großes Fest, bei dem alle Uni-Bands auftreten und auch viele Clubs was vorbereitet haben. Die Vietnamesen-Clique wird dann auch an einem Stand Essen aus der Heimat anbieten. Also wurden wir dafür als Versuchskaninchen ausgewählt. Als ich dann auf der Feier war, hat man mir dann auch erst erzählt, dass es eigentlich Dzungs Geburtstag war... Natürlich hatte ich dadurch auch nichts vorbereitet. Zum Glück war das so nah an meiner WG, dass ich schnell rüber geflitzt bin und eine Tüte Lakritz geholt habe. Wie erwartet hassen Japaner nämlich Lakritz. Damit haben wir dann ein lustiges Spiel gespielt, das eigentlich ein Trinkspiel ist, das mir Paul beigebracht hat. Als Strafe eignete sich Lakritz aber auch hervorragend - der eine Japaner hat fast geheult, als er das dritte mal verloren hatte ;D
Nach der Konferenz geht es dann auch glatt nochmal richtig rund - Halloween party, Aizu Samurai Festival, Outdoor circle Camping und Ausflug mit dem Schwimm-Club. Ich werde mich dann mal wieder an die Arbeit setzen, damit ich bald den Spaß genießen kann!