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Mittwoch, 28. August 2013

August in Aizu

Der August in Aizu ist schon ziemlich heiss - nicht unbedingt wegen den Temperaturen allein. Das sind durchschnittlich so etwa 33 Grad am Mittag in der Sonne. Das Problem ist die hohe Luftfeuchtigkeit und zusätzlich hat es quasi jeden Tag über 30 Grad. Die ersten Tage ist das noch ganz cool aber irgendwann will man dann auch wieder eine Abkühlung haben.
Ich war an einem Nachmittag auch auf einer kleinen Radtour in Aizu und habe in der Nachbarschaft hier so ein niedliches Anwesen gefunden.
Ein traditionelles Anwesen nahe der Uni
Mir gefällt der Baustil hier in Japan wirklich sehr gut, auch wenn viele Japaner sagen, dass es im Sommer in solchen alten Häusern viel zu heiss wird. Es wollen ja auch nicht alle Deutsche in einem Fachwerkhaus wohnen ;-)
Ein paar Tage später war ich dann mit ein paar der Jungs aus dem Lab in einem Restaurant essen. Es war ein kleines Restaurant, ziemlich schlicht eingerichtet in einem alten Bauernhaus. Das interessante daran war das Essen - im Prinzip hatte da jeder Tisch seinen eigenen Grill:
Grillen im Restaurant
Das echt mal wieder lustig und die Jungs waren auch gut drauf, da die Prüfungszeit gerade vorbei war.
Suzuki und Hasegawa warten ungeduldig auf das Essen ;D
Im Lab gibt es wie immer viel zu tun und gerade im Moment sind eigentlich Sommerferien, da fällt es wirklich schwer überstunden im Büro zu machen, während die anderen zu Hause bei ihren Familien faulenzen.
Glücklicherweise fliege ich morgen dann auch nach Europa für 2 Wochen - das wieder sicher wieder ein krasser Kulturschock. Wenn alle Leute plötzlich wieder so unfreundlich sind und auf der Strasse beim Gehen essen.
Ich bin gespannt! ;-)

Samstag, 3. August 2013

Japanese and Aizu culture Seminar

Eine Woche lang hat das Buero fuer internationale Angelegenheiten der University of Aizu ein Seminar veranstaltet fuer Auslaender, die sich fuer die Japanische Kultur interessieren. Man koennte natuerlich sagen, dass man hier mitten im "Inaka"(=auf dem Land) ja genug mit der japanischen Kultur in Kontakt kommt, aber ganz so einfach ist die Sache dann auch wieder nicht. Schliesslich bekommt man selten etwas auf Englisch erklaert und dann ist man in der Regel auch relativ isoliert und westlich angepasst auf dem Uni Campus.
Also habe ich mal wieder diese Chance genutzt mein Japanisch zu verbessern und ein paar neue Leute zu treffen. Ich wurde in Kurs 2 eingestuft (im Prinzip gab es dort nur 2 Level: ein (Anfaenger-)Kurs auf Englisch und einen auf Japanisch).
In meinem Kurs war ausser mir nur eine andere Auslaenderin: Hon-san, die vietnamesische Frau eines Professors hier an der Uni. Dann war da natuerlich noch unsere super freundliche Lehrerin Frau Kato, die uns wirklich mit grosser Begeisterung von japanischem Essen und japanischer Kultur erzaehlt hat.
Am ersten Tag haben wir vor allem ueber das Essen in Japan und anderen Laendern geredet und man hat mir bei der Gelegenheit auch immer wieder gesagt, dass mein Japanisch schon hervorragend sein soll. Ich bin mir da im Alltag meist ja nicht so sicher aber es stimmt schon, dass ich mich mittlerweile schon ganz gut unterhalten kann (wenn der zuhoerende Japaner gewillt ist mich zu verstehen).
Frau Kato in traditioneller Ausruestung mit japanischem Langbogen
Am zweiten Tag haben wir uns dann mit budo (Sport) und shodo (Schrift) beschaeftigt.Wir haben ueber diverse japanische Sportarten geredet und es gab wieder grosse Verblueffung als ich erklaert habe, dass ich schon in Deutschland Ninjutsu (die Kunst der Ninja) an der Uni ausprobiert habe.

Spaeter durften wir uns dann ein Schriftzeichen aussuchen und es mit so einem Federstift auf ein kleinen, mit Papier bespannten Rahmen malen. Ich habe "Kokoro" ausgewaehlt, was "Herz" bedeutet - unter anderem, da es ziemlich einfach mit nur 4 Strichen ist.
Jaja, Herz schreibt man eigentlich gross aber ich fand das so huebscher :/
Am Tag darauf haben wir dann so lustige Figuren bemalt. Auf Japanisch haben die einen schrecklich langen namen '起き上がり小法師', das heisst frei uebersetzt etwa "Stehaufmaennchen". Das trifft die Funktion von dieser Figur allerdings sehr gut, da man die Figur antippen kann und sie sich immer wieder aufrichtet. Kinder bekommen diese Maennchen von ihren Eltern geschenkt, um sie zu ermuntern auch nach Niederlagen wieder aufzustehen und weiter zu machen.

起き上がり小法師 (gelesen als: okiagarikoboshi), ganz rechts orginal Bemalung, die anderen free-style Bemalung
Einen Tag haben wir dann ueber die Geschichte von Aizu gesprochen und eine Folge von "八重の桜" angeschaut, eines bekannten Historiendramas ueber eine Frau aus Aizu, die am Ende des Shogunats bei einer entscheidenden Schlacht in Aizu mitgekaempft hat und spaeter in Kyoto einen Auslaender geheiratet hat.
Am letzten Tag der Woche haben wir dann mit beiden Kursen zusammen eine Sake-Brauerei besichtigt. Allerdings ist die Herstellung von Bier und von Sake irgendwie aehnlich, auch wenn Sake wesentlich staerker ist als Bier.
Verschiedene Reissorten, die zur Herstellung von Sake geeignet sind
Ich finde es immer schoen, dass es in Japan scheinbar noch wesentlich mehr kleine Familien-Unternehmen gibt, die nach ueberlieferter Tradition ihre Waren herstellen. Es gibt in der Gegend von Aizu auch noch sehr viele kleine Bauernhoefe und kleine Handwerksbetriebe.
Manchmal habe ich das Gefuehl, dass man in Japan Geschichte und Moderne besser in Einklang bringt als in Deutschland.